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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Aufwachsen in einer mehrsprachigen Umgebung<br />

der nationalen Eigenheiten <strong>und</strong> eine Ausgrenzung von Nichtangehörigen der<br />

ethnischen Gruppe wirkt als Schutzfunktion gegenüber der Benachteiligung.<br />

Unter Remigrationsperspektive versteht Hämmig (2000) die Rückkehrplanung<br />

von Angehörigen der zweiten Ausländergeneration in das Herkunftsland.<br />

Da<strong>bei</strong> handelt es sich in den wenigsten Fällen um realistische Planungen <strong>und</strong><br />

Überlegungen, sondern vielmehr um eine Illusion über positivere<br />

Zukunftsperspektiven im Herkunftsland. Hill (1990) bezeichnet dies als<br />

klassische Bewältigungs- oder sogar Überlebensstrategie (Hill, 1990; zit.<br />

nach: Hämmig, 2000, S. 103). Alle nicht erfüllten Wünsche <strong>und</strong> Träume bzgl.<br />

des eigenen Status’ <strong>und</strong> Prestiges werden auf ein zukünftiges Leben im<br />

Heimatland der Eltern projiziert, um die im Gastland erfahrene<br />

Benachteiligung ertragen zu können (vgl. Hämmig, 2000. S. 104).<br />

Den Zusammenhang zwischen diesen Reaktionsmustern, <strong>dem</strong> Gefühl der<br />

Deprivation <strong>und</strong> Anomie sowie der strukturellen Benachteiligung konnte<br />

Hämmig (2000) in seiner Studie beweisen.<br />

Personen, auch der Schweizer Kontrollgruppe, die einen niedrigen<br />

Bildungsstatus erreicht haben, zeigten signifikant häufiger einen erhöhten<br />

Deprivations- <strong>und</strong> Orientierungslosigkeitszustand. Die Frage nach einer<br />

Belastung wegen niedriger Bildung bejahten 44,0% der Oberschulabgänger<br />

(vergleichbar mit <strong>dem</strong> Abschluss einer Hauptschule) <strong>und</strong> 32,4% der<br />

Realschulabgänger. Diese Zahlen nehmen mit steigen<strong>dem</strong> Bildungsgrad ab.<br />

Nach einer differenzierteren Untersuchung der Ergebnisse kommt Hämmig<br />

(2000) zu <strong>dem</strong> Schluss, dass nicht die Nationalität <strong>und</strong> Zugehörigkeit zu einer<br />

ethnischen Gruppe zu einem vermehrt aggressiven oder deprivierten<br />

Verhalten führt, sondern das Ausmaß der Statusunzufriedenheit <strong>und</strong> der<br />

daraus resultierenden Orientierungslosigkeit, denn „sowohl <strong>bei</strong> den <strong>bei</strong>den<br />

Zweitgenerationspopulationen als auch <strong>bei</strong> der Schweizer Kontrollgruppe wird<br />

auf Deprivations- <strong>und</strong> Orientierungslosigkeit gleichermaßen mit einer<br />

verstärkten Aggressivität, einer erhöhten Depressivität <strong>und</strong> einem<br />

verminderten Selbstwertgefühl, reagiert’“ (ebd., S. 114). Die Reaktionsmuster<br />

„Aggressivität“, „Depression“ <strong>und</strong> „Selbstwertschätzung“ stellen folglich einen<br />

universellen Abwehrmechanismus zur Verar<strong>bei</strong>tung niedriger Bildungs- <strong>und</strong><br />

Berufschancen dar.<br />

Die speziellen „Zweitgenerationsvariablen“ zeigen hohe nationale<br />

Unterschiede. So fühlen sich türkische Befragte eher diskriminiert<br />

(Diskriminierungsperzeption), vermeiden eher einen sozialen Kontakt zu<br />

Schweizern (Segregationsmotivation) <strong>und</strong> haben stärker die Illusion einer<br />

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