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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Mehrsprachigkeit<br />

oder einem eingeschränkten Wortschatz kommen kann. Es ist geradezu eine<br />

neue Kategorie einer sprachlichen Auffälligkeit entstanden, die neben<br />

„Dysgrammatismus“ oder „Stammeln“ einen Platz gef<strong>und</strong>en hat <strong>und</strong> sich an<br />

der Sprachkompetenz Monolingualer orientiert. Dieser sehr defizitär geprägte<br />

Begriff kann in keiner Weise den wirklichen Kompetenzen zweisprachiger<br />

Kinder gerecht werden. Er <strong>bei</strong>nhaltet die Annahme, dass es ein bestimmtes<br />

Niveau in <strong>bei</strong>den Sprachen („Ganzsprachigkeit“) gibt, das es zu erreichen gilt.<br />

Dies ist jedoch wissenschaftlich nicht definiert <strong>und</strong> auch nicht möglich, da<br />

jeweils der Einzelfall, die persönlichen Erfahrungen <strong>und</strong> Einflüsse des<br />

Individuums, <strong>unter</strong> denen es zwei Sprachen erwirbt, betrachtet werden muss<br />

(vgl. ebd., S. 80). Den Wandel des Sprachgebrauchs <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Aspekt</strong> der<br />

Migration beachtete man im Zusammenhang mit der doppelten<br />

Halbsprachigkeit nicht. Es ist nach Kracht (2000), davon auszugehen, dass<br />

sich <strong>bei</strong>de Sprachen verändern, ein gemeinsames Konstrukt bilden <strong>und</strong><br />

ineinander übergehen. Man darf somit nicht zwei Einzelsprachen als Maßstab<br />

nehmen <strong>und</strong> von einer reinen Übersetzung von der einen in die andere<br />

Sprache ausgehen, sondern die ganzheitliche Sprachkompetenz muss in den<br />

Vordergr<strong>und</strong> gestellt werden (ebd., S. 135-137). In der im sechsten Kapitel<br />

näher beschriebenen Studie des DJI (2000) ergab eine Befragung <strong>unter</strong> mehr<br />

als 1.000 <strong>Kindern</strong>, dass sich gerade ältere Kinder (Schulkinder bis elf Jahre)<br />

häufig in einer Mischsprache mit ihren Fre<strong>und</strong>en <strong>unter</strong>halten. Eine genaue<br />

Trennung zwischen den einzelnen Sprachen wird von den <strong>Kindern</strong> immer<br />

weniger vollzogen, wie sie es noch zu Beginn des parallelen Gebrauch tun.<br />

Dieses „Spiel“ ist jedoch ein Zeichen wachsender sprachlicher Kompetenz<br />

<strong>und</strong> nicht etwa das Ergebnis sprachlicher Mängel (vgl. DJI, 2000, S. 92). Als<br />

problematisch stellt Kracht (2000) das Bildungssystem in<br />

Einwanderungsländern dar, die die Herkunftssprachen der Kinder in keiner<br />

Weise akzeptieren, geschweige denn fördern oder pädagogisch einbeziehen.<br />

Für Eco (1986) bedeutet zwei Sprachen zu sprechen, „zwei<br />

Denkweisen zu erlernen“ <strong>und</strong> „zu wissen, dass es verschiedene Weltbilder,<br />

verschiedene Zivilisationen, verschiedene Kulturen gibt“. Die Zweisprachigkeit<br />

ist für ihn folglich eng mit der Bikulturalität verknüpft. Diese bedeutet, dass<br />

man über die Sprache einen Einblick in die Lebens- <strong>und</strong> Denkweise anderer<br />

Kulturen <strong>und</strong> Sprachgemeinschaften erhält.<br />

Auf den <strong>Aspekt</strong> der Bikulturalität soll im Folgenden näher eingegangen<br />

werden, wo<strong>bei</strong> insbesondere die Migrationsproblematik berücksichtigt wird.<br />

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