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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Exemplarische Fallbeschreibung<br />

ihre Muttersprache an. Im Folgenden werden alle Aussagen, die Gaetana<br />

bezüglich des Italienischen macht, als von ihr auf den sizilianischen Dialekt<br />

bezogen, interpretiert <strong>und</strong> auch so verwendet. Es ist davon auszugehen, dass<br />

Gaetana den Gebrauch des Dialekts meint, sich aber über diese linguistische<br />

Unterscheidung nicht im Klaren ist. In der italienischen Sprache fühlt sie sich<br />

aufgr<strong>und</strong> mangelnder Kenntnisse auf der semantisch-lexikalen Ebene<br />

unsicher. Ihre Kompetenzen im Schriftsprachbereich auf Italienisch<br />

bezeichnet sie als ‚geht so’. Dies lernt sie im muttersprachlichen Unterricht<br />

(Frage 53-54, Anhang).<br />

Gaetanas Deutschkenntnisse sind durchschnittlich; sie spricht mit einem<br />

starken italienischen Akzent. Sie kann sich verständigen, hat aber auf<br />

schriftsprachlicher Ebene Schwierigkeiten. Die deutsche Sprache hat sie sehr<br />

schnell gelernt, bewegt sich allerdings auf einem sehr umgangssprachlichen<br />

Niveau, das – laut Aussage ihres Klassenlehrers – stagniert. 8 In ihrer Familie<br />

übernimmt sie regelmäßig Übersetzungen für ihre Eltern, <strong>bei</strong>spielsweise <strong>bei</strong><br />

Arzt- oder Ämterbesuchen sowie in Gesprächen mit Lehrkräften.<br />

2.2.2 Fre<strong>und</strong>e<br />

Gaetana gibt an gerne die Schule zu besuchen, da sie dort ihre Fre<strong>und</strong>e trifft.<br />

Sechs der von ihr genannten Fre<strong>und</strong>innen sind italienischer Herkunft, ein<br />

Mädchen ist Türkin <strong>und</strong> ein weiteres Mädchen stammt aus Somalia. Aus ihrer<br />

Klasse nennt sie drei Fre<strong>und</strong>innen, mit denen sie regelmäßigen Kontakt<br />

während der Schulzeit hat. Für den regelmäßigen Kontakt am Nachmittag<br />

nennt sie nur ein zehnjähriges italienisches Mädchen, das sie jeden Tag sieht<br />

<strong>und</strong> als ihre beste Fre<strong>und</strong>in bezeichnet. Daneben trifft sie sich häufig mit ihrer<br />

Cousine, die erst seit ein paar Wochen in Deutschland lebt (Frage 10, 16-21,<br />

35, 41, Anhang). Außerschulische Kontakte zu nicht-italienischen<br />

Mitschülerinnen nennt sie nicht.<br />

Einmal in der Woche nimmt sie am muttersprachlichen Unterricht (MEU)<br />

„Italienisch“ an der Schule teil. Sie geht gerne dorthin, jedoch steht weniger<br />

die Freude an der italienischen Sprache, als der Kontakt zu anderen<br />

italienischen Schülern im Vordergr<strong>und</strong>, ‚Da treffe ich mich mit anderen, die<br />

nicht in meiner Klasse sind <strong>und</strong> wir machen Quatsch (Frage 21-25, Anhang).’<br />

Mit Italien fühlt sich Gaetana noch sehr stark verb<strong>und</strong>en, speziell mit Sizilien.<br />

Sie fühlt sich dort eher zu Hause als in Deutschland: ‚Italien ist anders als<br />

8 Von einer Überprüfung durch standardisierte Testverfahren auf sprachlicher Ebene wurde<br />

Abstand genommen, da diese für monolinguale Kinder konzipiert <strong>und</strong> <strong>dem</strong>nach nicht auf<br />

Gaetanas Situation übertragbar sind.<br />

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