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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Bikulturalität <strong>und</strong> Migration<br />

der einen noch in der anderen Kultur angenommen werden. Grosjean (1996)<br />

nennt dieses Phänomen „doppeltes Ausgeschlossensein“ (ebd., S. 180).<br />

Eine Negation der einen Kultur, um sich in der anderen besser angenommen<br />

zu fühlen, ist eine häufig gewählte Lösung, die aber nicht der Ganzheit des<br />

Individuums gerecht wird. Ein Teil der Persönlichkeit kann so nicht zur<br />

Geltung kommen, was wiederum zu einem Gefühl der Unzufriedenheit führt.<br />

Als besonders problematisch stellt Grosjean (1996) die Situation von <strong>Kindern</strong><br />

dar, die in einer zugewanderten Familie aufwachsen. Sie stehen vor <strong>dem</strong><br />

Konflikt, dass auf der einen Seite ihre Herkunftskultur durch die Eltern<br />

repräsentiert wird <strong>und</strong> diese ihre Wichtigkeit <strong>unter</strong>streichen <strong>und</strong> weitergeben<br />

wollen. Auf der anderen Seite steht die Immigrationskultur, die eine Aufgabe<br />

der Herkunftskultur <strong>und</strong> eine Anpassung fordert. Die Kinder können keine<br />

freie Entscheidung treffen, da von <strong>bei</strong>den Seiten Forderungen an sie gestellt<br />

werden. Weder die Menschen ihrer Heimat noch die Mitglieder der<br />

Immigrationskultur können den eigentlichen Status der Bikulturalität<br />

akzeptieren (vgl. ebd., S. 182).<br />

Aleemi (1989) stellt diese problematische Sichtweise aus der Perspektive der<br />

bikulturellen Personen dar. Demnach stehen sie <strong>unter</strong> einem ständigen Druck<br />

(auch von der eigenen ethnischen Gruppe ausgehend) sich für eine Kultur<br />

entscheiden zu müssen (vgl. ebd., S. 114). Fehlt ein klares<br />

Zugehörigkeitsgefühl, so kann es zu einem Identitätsverlust kommen. Der<br />

dann entstehende Zustand wird – so Aleemi – Anomie genannt. Auf diesen<br />

Begriff wird in Kapitel 6.2 im Rahmen einer Studie von Hämmig (2000) noch<br />

einmal näher eingegangen.<br />

5.3.5 Kommunikative Kompetenz<br />

Die kommunikative Kompetenz hängt eng mit Kommunikationsverhalten<br />

zusammen. Grosjean (1982) geht davon aus, dass Kultur im Wesentlichen<br />

durch Sprache erworben <strong>und</strong> weitervermittelt wird (vgl. ebd., S. 157). In jeder<br />

Kultur <strong>und</strong> Sprache gibt es verschiedene kulturelle Wertvorstellungen, die die<br />

kommunikative Ebene der Sprache beeinflussen. Durch die Erziehung der<br />

Eltern werden diese kulturellen Werte <strong>und</strong> Normen vermittelt, die <strong>dem</strong> Kind<br />

eine „kulturspezifische kommunikative Kompetenz“ (Lin, 1998, S. 116) in der<br />

jeweiligen Sprache geben. Lin (1998) gibt einen kurzen Überblick über die<br />

verschiedenen Komponenten, die da<strong>bei</strong> eine Rolle spielen. So verhalten sich<br />

<strong>bei</strong>spielsweise „Sprecherrechte“ in jeder Sprache anders. Kinder erlernen<br />

anhand des Kommunikationsverhaltens ihrer Eltern, wer ein Gespräch<br />

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