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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Aufwachsen in einer mehrsprachigen Umgebung<br />

Gaetanas bestätigt sich auch in einem Gespräch mit ihrem Klassenlehrer, der<br />

angibt, die Schüler zu einem korrekten Deutsch anzuhalten. Es gehe nicht,<br />

dass sie <strong>unter</strong>einander in ihrer Landessprache sprechen <strong>und</strong> nur in der<br />

Klasse Deutsch, da könne man nichts lernen.<br />

Der Großteil der Kinder zeigt einen gewissen Stolz über die Fähigkeit, sich in<br />

mehreren Sprachen verständigen zu können. Die Autoren der Studie weisen<br />

auf die „Lust“ hin, die viele Kinder im Umgang damit haben (vgl. DJI, 2000, S.<br />

97). Sie kritisieren, dass in vielen Institutionen noch an der Monolingualität<br />

festgehalten wird, ohne die Kreativität <strong>und</strong> Freude der Kinder an Bilingualität<br />

mit einzubeziehen.<br />

Dies würde auch gerade für Kinder wie Gaetana, die sich in der<br />

deutschen Sprache unsicher fühlt, eine Erweiterung ihrer sprachlichen<br />

Erfahrungen bedeuten, wenn man ihre Herkunftssprache in den Unterricht mit<br />

einbeziehen würde. So kommt es immer wieder zu sprachlichen<br />

<strong>Hemmung</strong>en, die sich auch auf den Kontakt zu anderssprachigen <strong>Kindern</strong><br />

auswirken können. Zwar kann Gaetana über schulische Belange<br />

kommunizieren, doch ist ihr der sprachliche Unterschied bewusst. Sie wählt<br />

ihre Fre<strong>und</strong>innen nach <strong>dem</strong> sprachlichen Verhalten aus, da ihr ein kreativer<br />

Umgang mit verschiedenen Sprachen fehlt.<br />

6.1.6.2 Probleme<br />

Die Kompetenzen <strong>und</strong> Vorteile, die Kinder in einem mehrsprachlichen Umfeld<br />

erhalten, sind ausführlich dargestellt worden. Auf der anderen Seite schildern<br />

einige Kinder aber auch Probleme, die sie mit <strong>dem</strong> Erwerb einer zweiten<br />

Sprache gehabt haben oder immer noch haben. Gerade die Anfangssituation<br />

im Kontakt mit der neuen Sprache lässt <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> immer wieder ein Gefühl<br />

der Hilflosigkeit <strong>und</strong> der Scham aufkommen. Die mangelnde Fähigkeit sich<br />

adäquat auszudrücken, schränkt den natürlichen Umgang mit<br />

anderssprachigen Gleichaltrigen ein. Sie sind dann stark auf die Hilfe von<br />

Anderen – meist mit gleicher Herkunftssprache - angewiesen.<br />

Gaetana gibt an, dass gerade die ersten Tage in der Gr<strong>und</strong>schule sehr<br />

schwer waren: ‚Ich wusste gar nichts, konnte gar nichts sagen. Da war ein<br />

italienisches Mädchen, die konnte ein bisschen sagen, die hat mir etwas<br />

geholfen. Die Lehrerin war sehr nett <strong>und</strong> hat immer ganz langsam mit mir<br />

gesprochen, aber ich konnte ja nichts sagen. So nach vier Wochen habe ich<br />

dann auch mit anderen <strong>Kindern</strong> gesprochen, aber nur wenig, weil ich mich<br />

nicht getraut habe.’ Auf die Frage, ob sie Italienisch im Unterricht sprechen<br />

durfte, antwortet sie: ‚Ja, am Anfang. Dann hat meine Fre<strong>und</strong>in übersetzt.<br />

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