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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Bikulturalität <strong>und</strong> Migration<br />

ihre sprachlichen Fähigkeiten überprüft <strong>und</strong> mit monolingualen <strong>Kindern</strong><br />

verglichen, so sind die Ergebnisse meist deutlich schlechter. Allerdings liegt<br />

dies nicht an der mangelnden kommunikativen <strong>und</strong> sprachlichen Kompetenz,<br />

wie bereits ausgeführt, sondern an den <strong>unter</strong>schiedlichen Erwerbsstrukturen<br />

einer zweiten Sprache (vgl. Grosjean, 1989; Kracht, 2000; Kracht & Welling,<br />

1995).<br />

Auch wenn die Mehrzahl der ausländischen Familien in Deutschland keine<br />

Rückkehr in ihre Heimat plant, existieren auch Familien, <strong>bei</strong> denen diese<br />

Rückkehrgedanken nach wie vor den integrativen Prozess beeinflussen. Sie<br />

leben in einem fremden Land mit der Vorstellung eines temporären<br />

Aufenthalts <strong>und</strong> geben ihren <strong>Kindern</strong> das Gefühl, dass die Familie später<br />

einmal in ihr Heimatland zurückkehren wird. Daher wird eine „Integration der<br />

Kinder nicht gefördert oder sogar verweigert“ (Allemann-Ghionda, 1988, zit.<br />

nach: Hollenweger, 1996, S. 26). Diese problematische Situation stellt für die<br />

Kinder eine <strong>Hemmung</strong> des Integrationswillens dar, was sich auch auf die<br />

schulische Laufbahn indirekt auswirken kann.<br />

Hollenweger (1996) nimmt an, dass das „Konzept der sozialen Netzwerke“<br />

(ebd., S. 24) eine entscheidende Rolle im Prozess der Integration (auch auf<br />

schulischer Ebene) inne hat. Dazu gehört neben der Einstellung der Eltern<br />

gegenüber <strong>dem</strong> Gastland auch die häusliche Unterstützung in schulischen<br />

Angelegenheiten.<br />

Für eine schulische Förderung fehlt es <strong>Kindern</strong> aus Migrationsfamilien gerade<br />

im familiären Bereich oft an Unterstützung. Wie bereits geschildert (Kap.<br />

2.2.4), ist die Hausaufgabenpraxis kritisch zu betrachten, die an deutschen<br />

Schulen vorherrscht: Bei vielen Aufgaben ist eine Mithilfe Erwachsener<br />

erforderlich <strong>und</strong> notwendig. Gerade in ausländischen Familien fehlt diese<br />

Unterstützung, sei es, weil die Eltern aus sprachlichen oder kulturellen<br />

Gründen die Aufgaben nicht verstehen, sei es, weil sie nicht erreichbar sind.<br />

Müller (1996) gibt zu bedenken, dass zwar ein Zusammenhang zwischen<br />

„integrativer Einstellung“ <strong>und</strong> „schulsprachlicher Leistung“ (ebd., S. 35)<br />

bestehen kann (<strong>und</strong> dass dies recht leicht nachzuweisen sei), dass es aber<br />

nicht gerechtfertigt ist, auf eine direkte Abhängigkeit zu schließen.<br />

Er überprüft weitere mögliche Ursachen einer schulischen Benachteiligung<br />

ausländischer Kinder, neben sprachlicher Leistungen, um zu widerlegen,<br />

dass allein diese ausschlaggebend sind. Andere Faktoren können eine viel<br />

entscheidendere Rolle spielen, wie zum Beispiel die Motivation oder die<br />

Begabung für das Erlernen einer Fremdsprache, die individuell<br />

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