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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Mehrsprachigkeit<br />

deaktivierten Sprache zurückzuführen ist” (Grosjean, 1996, S. 167). Dies<br />

kann auf allen Sprachebenen (phonologisch, semantisch, lexikal,<br />

pragmatisch) <strong>und</strong> in allen Modalitäten (gesprochen, geschrieben,<br />

Zeichensprache) vorkommen. In der dominanten Sprache kommen diese<br />

Phänomene verhältnismäßig wenig vor, in der schwächeren Sprache<br />

häufiger.<br />

Im Weiteren nennt Sa<strong>und</strong>ers (1988) den Status des „receiving (oral)<br />

bilingualism“ (Produktion von nur einer Sprache, [orale] Rezeption <strong>und</strong><br />

Verstehen einer weiteren Sprache) <strong>und</strong> den „subtractive bilingualism“ (die<br />

schwächere Sprache wird z. B. in der Schule gesprochen <strong>und</strong> ist Sprache der<br />

Lehrer oder Klassenkameraden <strong>und</strong> die erste Sprache wird z. B. zu Hause<br />

gesprochen) (vgl. Sa<strong>und</strong>ers, 1988, S. 7). Dies ist vor Allem <strong>bei</strong> Minderheiten<br />

einer Sprachgemeinschaft in einem Land die häufig anzutreffende Art von<br />

Zweisprachigkeit. Ob da<strong>bei</strong> von dominanten <strong>und</strong> schwachen Sprachen<br />

gesprochen werden kann, sei in Frage gestellt, denn in <strong>bei</strong>den Sprachen sind<br />

Kompetenzen vorhanden, die sich kaum miteinander vergleichen lassen,<br />

sondern kontextbezogen verwendet werden (vgl. Grosjean, 1989).<br />

Eine Möglichkeit, die eigenen Kinder zweisprachig zu erziehen, ist das Prinzip<br />

„one-person–one-language“, was meint, dass ein Elternteil mit <strong>dem</strong> Kind<br />

ausschließlich eine Sprache spricht <strong>und</strong> der andere Elternteil die andere<br />

Sprache. Dieses System wird nur <strong>unter</strong>brochen, wenn eine andere Person<br />

anwesend ist, die eine der <strong>bei</strong>den Sprachen nicht versteht (vgl. Sa<strong>und</strong>ers, S.<br />

43). Dieses Modell ist erstmalig 1913 von Ronjat an seinen <strong>Kindern</strong><br />

<strong>unter</strong>sucht worden. Er legte großen Wert darauf, dass es zu keinen<br />

Sprachmischungen innerhalb der Kommunikation kam (vgl. Kracht, 2000, S.<br />

102).<br />

Stalder (1996) nennt einen weiteren Typus von Zweisprachigkeitserziehung,<br />

der eng mit <strong>dem</strong> Begriff des subtractive bilingualism verb<strong>und</strong>en ist: onesituation-one-language<br />

bedeutet, dass in einer bestimmten Situation immer<br />

nur eine Sprache gesprochen wird, z. B. in der Schule (vgl. ebd., S. 93).<br />

4.2 Alter des Erwerbs der Sprachen<br />

Eine zusätzliche Unterscheidung muss in Bezug auf den Zeitpunkt des<br />

Erwerbs der Sprachen getroffen werden. Grosjean (1996) kategorisiert in<br />

zwei Phasen. Zum Einen spricht er vom simultanen Bilingualismus, was den<br />

Erwerb von zwei oder mehr Sprachen vor <strong>dem</strong> dritten Lebensjahr meint. Eine<br />

umfangreiche Zusammenstellung der neueren Forschung auf diesem Gebiet<br />

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