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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Bikulturalität <strong>und</strong> Migration<br />

Kommunikation beeinflusst. Lin (1998) spricht von einer „existentiellen<br />

Verunsicherung“ (ebd., S. 119). Wenn das Kind wiederholt Verständnisschwierigkeiten<br />

hat, kann es zu Sprechhemmungen <strong>und</strong> –ängsten kommen,<br />

die schließlich zu Vermeidungsstrategien führen können (vgl. Kap. 3.4). In der<br />

Studie von Aleemi (1989) äußerten sich Bilinguale über ihre Unsicherheit im<br />

Umgang mit Höflichkeitsformeln in <strong>unter</strong>schiedlichen Sprachen. Da<strong>bei</strong> führten<br />

gerade die hohen Erwartungen des Gegenübers an die kommunikative<br />

Kompetenz, geprägt durch die gute sprachliche Kompetenz, zu einem Druck,<br />

<strong>dem</strong> sich viele Bilinguale nicht gewachsen fühlten (vgl. ebd., S. 116). Dem<br />

Interaktionspartner wird diese möglicherweise nur unzureichend oder<br />

unsicher beherrschte Fähigkeit erst dann auffallen, wenn der Sprecher gegen<br />

eine Regel verstößt. Letzterer befindet sich jedoch in einem ständigen Gefühl<br />

der Unsicherheit.<br />

Daraus soll sich nicht die Forderung an Alle, die mit bikulturellen <strong>Kindern</strong><br />

ar<strong>bei</strong>ten nach einem umfassenden Wissen über <strong>unter</strong>schiedliche<br />

kommunikative Regeln, die in der Welt existieren, abgeleitet werden.<br />

Vielmehr ist eine Sensibilisierung für eigene kulturelle Besonderheiten <strong>und</strong><br />

Sprachverhaltensregeln sowie eine Toleranz gegenüber Regelverletzungen<br />

bilingualer/bikultureller Kinder anzustreben. Die Feststellung, dass das<br />

Sprachniveau ausländischer Kinder auf linguistischer Ebene nicht<br />

ausreichend ist aber dort der Förderbedarf liegt, ist zu hinterfragen. Denn dies<br />

sind Regeln, die die Kinder schnell erlernen, vor Allem im unkomplizierten<br />

Umgang mit Gleichaltrigen <strong>und</strong> Lehrkräften. Vielmehr ist eine Hilfestellung auf<br />

kommunikativer Ebene zu geben, damit den <strong>Kindern</strong> die Unterschiede<br />

zwischen <strong>unter</strong>schiedlichem Kommunikationsverhalten deutlich werden.<br />

Nach<strong>dem</strong> die allgemeine Situation Bikultureller <strong>unter</strong> besonderer<br />

Berücksichtigung der Migrationssituation geschildert wurde, soll nun verstärkt<br />

die Situation der Kinder im schulischen Bereich dargestellt werden.<br />

5.3.6 Migration <strong>und</strong> schulische Bedingungen<br />

Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hat jahrelang (vor Allem in den 70er Jahren)<br />

eine „Doppelstrategie“ in ihrer Bildungspolitik verfolgt. Zum Einen sollten<br />

ausländische Kinder in der Landessprache <strong>und</strong> –kultur gefördert werden,<br />

damit eine erfolgreiche Integration ermöglicht werden. Zum Anderen wurde<br />

eine Förderung der eigenen Sprache <strong>und</strong> Kultur verfolgt, um eine<br />

Wiedereingliederung in das Herkunftsland zu vereinfachen. Diese<br />

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