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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Aufwachsen in einer mehrsprachigen Umgebung<br />

Bikulturalität. Der permanente Konflikt zwischen den Kulturen (vgl. Kap.5)<br />

kann sich auch auf die Sprachentwicklung auswirken. Nach Kuhs (1989) kann<br />

es zu „Identitätskonflikten <strong>und</strong> Angstgefühlen“ (ebd., S. 54) kommen, die<br />

negative Auswirkungen auf den Zweitspracherwerb haben. Der Druck<br />

innerhalb der Familie, die Herkunftskultur aufrecht zu erhalten <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

der Druck, sich im deutschsprachigen Umfeld zu behaupten, wirken auf das<br />

Kind ein. Besonders die Angst der Eltern vor einer Assimilation an die<br />

Landeskultur scheint einen großen Einfluss auf die Kinder zu haben. Gerade<br />

in Situationen, in denen die Kinder für die Eltern übersetzen müssen, wird<br />

ihnen ihr eigener, oft unkomplizierterer Umgang mit der deutschen Kultur<br />

bewusst, ebenso wie die Probleme ihrer Eltern mit einer Anpassung an diese.<br />

Bei den <strong>Kindern</strong> entsteht so ein Gefühl der Unsicherheit, da sie <strong>bei</strong><br />

Autoritätspersonen mangelnde Unsicherheit wahrnehmen. Sie können darauf<br />

mit <strong>unter</strong>schiedlichen Mechanismen reagieren. Einige Kinder sprechen in<br />

einer deutschsprachigen Umgebung nur noch sehr leise <strong>und</strong> zurückhaltend,<br />

andere sehr kontrolliert, um Fehler zu vermeiden.<br />

Bei Gaetana kann dieses Verhalten beobachtet werden. Bei einem<br />

gemeinsamen Einkauf <strong>unter</strong>hielt sie sich mit der Verfasserin entweder sehr<br />

leise auf Deutsch, oder sie wechselte ins Sizilianische mit italienischer<br />

Einfärbung, da die Verfasserin den sizilianischen Dialekt nicht versteht. In<br />

Situationen zu Hause während der Nachhilfe- oder der Therapiest<strong>und</strong>en<br />

zeigte sie eine deutliche paraverbale Unterscheidung zwischen<br />

schulspezifischen Themen <strong>und</strong> Allgemeinem. Ihre Stimmlage <strong>und</strong><br />

Sprachmelodie veränderte sich, sie sprach sehr leise <strong>und</strong> zurückhaltend,<br />

ohne die sonst auffällige italienisch geprägte Melodie.<br />

Eng verb<strong>und</strong>en mit der Angst ist das Gefühl der <strong>Hemmung</strong>. Sprachliche<br />

Fähigkeiten, die das Kind beherrscht, können in einigen Situationen (z. B.<br />

<strong>unter</strong> Druck) blockiert sein. Gerade ein „language shock“ oder ein „cultural<br />

shock“ (Kuhs, 1989, S. 54-55) zu Beginn der Schul- oder Kindergartenzeit<br />

können zu diesen <strong>Hemmung</strong>en führen. Es kommt zu Versagensängsten, die<br />

wiederum eine <strong>Hemmung</strong> hervorrufen können. Es entwickelt sich ein<br />

Kreislauf, der sich automatisiert.<br />

Es konnte nicht genau ermittelt werden, welche Gefühle Gaetana<br />

während der ersten Tage <strong>und</strong> Wochen in Deutschland gehabt hat. Gerade auf<br />

kultureller <strong>und</strong> sozioökonomischer Ebene <strong>unter</strong>scheidet sich der<br />

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