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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Aufwachsen in einer mehrsprachigen Umgebung<br />

das Heimatland ihrer Eltern. Es stellt sich eine enge Verbindung her <strong>und</strong> die<br />

Kinder sind sich ihrer Bikulturalität bewusst, da sie früh mit kulturellen<br />

Unterschieden in Kontakt gekommen sind (vgl. DJI, 2000).<br />

Gaetanas Familie hält einen intensiven Kontakt zu ihrer Verwandtschaft<br />

in Sizilien aufrecht. Jedes Jahr besucht sie dort auch entfernet Verwandte<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e. Viele nahe Verwandte wohnen bereits in Deutschland; es ist<br />

davon auszugehen, dass Gaetanas Familie auf deren Rat vor acht Jahren<br />

nach Köln gekommen ist. In diesem Zusammenhang soll erwähnt werden,<br />

dass die Eltern im Alter wieder nach Sizilien zurückkehren möchten. Auch aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> halten sie engen Kontakt dorthin. Wie bereits in Kapitel 5.3.6<br />

geschildert, kann sich dies hemmend auf den Integrationswunsch von<br />

<strong>Kindern</strong> auswirken, wenn dieser Gedanke einen sehr wichtigen Stellenwert<br />

innerhalb der Familie einnimmt. In Gaetanas Familie wird darüber häufig<br />

gesprochen. Auch wird ihr angedroht, dass sie alleine nach Sizilien<br />

zurückgehen müsse, wenn sie sich in der Schule nicht anstrenge. Dies<br />

bedeutet eine sehr große Belastung für sie. Gaetanas Kenntnisse über ihre<br />

Heimat beziehen sich weniger auf Geografisches oder Historisches, als viel<br />

mehr auf Spiele <strong>und</strong> sprachliche Eigenheiten: ‚Ich kenn mich da aus, weil ich<br />

mit allen reden kann. Die „gesti“ (Handbewegungen, Anmerkung K.H. 30 ) kann<br />

ich auch noch, das ist wichtig (Frage 61-63, Anhang).’<br />

Bisher wurden eher allgemeine soziale <strong>Aspekt</strong>e der DJI-Studie dargestellt.<br />

Nun sollen die Ergebnisse des Sprachverhaltens der befragten Kinder näher<br />

erläutert werden. Es sei erwähnt, dass zusätzlich zu den in der Studie<br />

gestellten Fragen weitere Zusammenhänge über das Sprachverhalten<br />

Gaetanas ermittelt wurden (vgl. Kap. 1.3), auf die allerdings schon näher<br />

eingegangen wurde (vgl. Kap. 2.2.1).<br />

6.1.6 Sprache<br />

Die Autoren der Untersuchung des DJI (2000) sehen im Sprachverhalten ein<br />

Schlüsselthema, „da am Umgang der Kinder mit ihren Sprachen<br />

Multikulturalität wahrnehmbar <strong>und</strong> anschaulich wird“ (ebd., S. 83). Außer<strong>dem</strong><br />

wird Sprache eine „tragende Funktion für die emotionale Entwicklung“ (ebd.,<br />

S. 83-84), auch in Bezug auf ein spezifisches Weltverständnis, <strong>bei</strong>gemessen.<br />

30 „Gesti", die Sprache der Hände, spielen in Italien eine sehr wichtige Rolle. Gerade in<br />

Süditalien <strong>und</strong> auf Sizilien hat sich eine eigene, nonverbale Sprache entwickelt, deren Kenntnis<br />

darüber entscheidet, „ob man dazu gehört oder nicht“.<br />

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