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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Aufwachsen in einer mehrsprachigen Umgebung<br />

Für Gaetana bedeutete dies in der Konsequenz, dass für sie ein freierer<br />

Gebrauch ihrer <strong>bei</strong>den Sprachen förderlich wäre. Zum Einen nähme man ihr<br />

die Angst, ihre eigene Sprache zu verlieren, die in ihrer Familie eine wichtige<br />

Rolle spielt, zum Anderen könnte sie in der Schule ohne Druck<br />

kommunizieren, Fre<strong>und</strong>schaften aufbauen <strong>und</strong> Sprache nicht in das Zentrum<br />

ihrer Beziehungen stellen. Ein kreativer Umgang mit sprachlichen<br />

Kompetenzen stellte den korrekten Gebrauch der deutschen Sprache in den<br />

Hintergr<strong>und</strong>; vordergründig stünde die Kommunikation im Fokus der<br />

Betrachtung, auf deren Ebene individuelle <strong>Aspekt</strong>e in den Vordergr<strong>und</strong><br />

rückten.<br />

Auch auf kultureller Ebene ließen sich so viele <strong>Hemmung</strong>en abbauen. Eine<br />

Herausar<strong>bei</strong>tung kultureller Unterschiede böte Gaetana die Möglichkeit, sich<br />

mit ihnen auseinander zusetzen <strong>und</strong> sie ihre eigene Persönlichkeit finden zu<br />

lassen, die momentan noch hin- <strong>und</strong> hergerissen ist zwischen der Kultur ihrer<br />

Eltern <strong>und</strong> der deutschen Kultur, die sie in der Schule erlebt. Ein Kontakt zu<br />

anderen Kulturen, <strong>bei</strong>spielsweise der Türkischen, ist ihr bisher verwehrt<br />

geblieben. Ob dies an ihrem eigenen mangelnden Interesse liegt, oder ob sie<br />

sich auch dort gehemmt fühlt, ist nicht auszumachen. Es ist anzunehmen,<br />

dass in ihrer Klasse wenig über solche Dinge gesprochen wird, obwohl die<br />

Mehrzahl der Schüler aus einem bikulturellen Umfeld kommt.<br />

In Gaetanas Familie wird nicht sehr viel Wert auf Kontakt zu anderen Kulturen<br />

gelegt. Italienische Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Verwandte spielen eine wichtige Rolle im<br />

sozio-kulturellen Umfeld, eine Öffnung nach außen findet nicht statt. Dies<br />

mag zum Einen an der mangelnden Sprachbeherrschung liegen, zum<br />

Anderen kann es bedingt sein durch strukturelle Benachteiligungen, wie sie<br />

bereits in Kapitel 5.3.6 dargestellt wurden.<br />

Es soll im Folgenden ein kurzer Einblick in eine Studie von Hämmig (2000)<br />

gegeben werden, die sich verstärkt mit Reaktionen ausländischer<br />

Jugendlicher <strong>und</strong> junger Erwachsener beschäftigt, die eine strukturelle<br />

Benachteiligung erleben. Die Studie zeigt deutlich den Zusammenhang<br />

zwischen einer Benachteiligung ausländischer Jugendlicher <strong>und</strong> <strong>dem</strong> <strong>Aspekt</strong><br />

der Hilflosigkeit, wie er von Seligman (1992) formuliert wurde. Des Weiteren<br />

wird ein erneuter Bezug zu <strong>dem</strong> Gefühl der Anomie hergestellt, wie bereits in<br />

Kap. 5.3.4 nach Aleemi (1989) definiert. Eine Übertragung kann dennoch<br />

nicht komplett erfolgen, da es sich <strong>bei</strong> der Studie um Befragte der zweiten<br />

Generation handelt, Gaetanas Familie aber erst seit sieben Jahren in<br />

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