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Klassische Mechanik

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Kapitel 12<br />

Der Hamilton-Jacobi-Formalismus<br />

Wenn man ausgehend vom Hamilton-Formalismus versucht, Transformationen auf neue Koordinaten<br />

und Impulse so durchzuführen, dass die Bewegung möglichst einfach wird, also dass es möglichst viele<br />

zyklische Variablen gibt, gelangt man zur Hamilton-Jacobi-Gleichung. In diesem Kapitel befassen wir uns<br />

zunächst mit sogenannten kanonischen Transformationen, um dann zu untersuchen, welche Bedingungen<br />

erfüllt sein müssen, damit man auf eine einfache Bewegung kommen kann. Dies wird der letzte Schritt<br />

sein auf dem Weg, ein Kriterium für die Lösbarkeit mechanischer Probleme aufzustellen.<br />

12.1 Kanonische Transformationen<br />

In Kapitel 4 haben wir gezeigt, dass die Lagrange-Gleichungen unter Punkttransformationen forminvariant<br />

sind. Wenn wir also von den Koordinaten q zu den Koordinaten Q = Q(q,t) wechseln und die<br />

entsprechend transformierte Lagrange-Funktion L ′ (Q, ˙ <br />

Q,t) = L q(Q,t), ˙q(Q, ˙ <br />

Q,t),t ermitteln, gelten<br />

auch in den neuen Koordinaten und mit der neuen Lagrange-Funktion die Lagrange-Gleichungen zweiter<br />

Art. Weil die Hamilton-Gleichungen direkt aus den Lagrange-Gleichungen abgeleitet werden können,<br />

folgt somit auch, dass die Hamilton-Gleichungen unter Punkttransformationen forminvariant sind. Um<br />

die neue Hamiltonfunktion zu erhalten, können wir zunächst L ′ bestimmen, daraus die neuen Impulse P<br />

ermitteln und damit schließlich die Hamiltonfunktion und die Hamiltonschen Gleichungen in den neuen<br />

Koordinaten und Impulsen aufstellen.<br />

Im Folgenden wollen wir Transformationen der Koordinaten und Impulse direkt im Hamilton-Formalismus<br />

durchführen. Wir betrachten Transformationen von den Variablen q,p und der Hamiltonfunktion<br />

H(q,p,t) auf neue Variablen Q,P und eine neue Hamiltonfunktion K(Q,P,t) und verlangen, dass die<br />

Hamiltonschen Bewegungsgleichungen<br />

˙Qi = ∂K<br />

, Pi ˙ = −<br />

∂Pi<br />

∂K<br />

∂Qi<br />

mitdenneuenVariablenundderneuenHamiltonfunktionebenfallsgelten.Diesesogenanntenkanonischen<br />

Transformationen sind allgemeiner als die Punkttransformationen. Aus dem eben Gesagten ist klar, dass<br />

jede Punkttransformation auch eine kanonische Transformation ist, aber längst nicht jede kanonische<br />

Transformation lässt sich als Punkttransformation darstellen.<br />

Da die Hamiltonschen Bewegungsgleichungen aus dem Hamiltonschen Prinzip (11.3) folgen, ist eine<br />

Transformationgenaudannkanonisch,wenndasHamiltonschePrinzipnachderTransformationweiterhin<br />

erfüllt ist. Wir benutzen diese Bedingung, um ein Rezept zur Erzeugung kanonischer Transformationen<br />

zu erhalten.<br />

Die Bedingung (11.3) lautet in den neuen Koordinaten<br />

<br />

t2 <br />

δ dt Pi ˙ <br />

Qi −K(Q,P,t) = 0,<br />

t1<br />

i<br />

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