Klassische Mechanik
Klassische Mechanik
Klassische Mechanik
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
die den Torus charakterisieren. Man nennt sie Wirkungsvariablen.<br />
Diesbedeutet, dassW dochnichteindeutigdefiniertist, damanzwischenzweiPunktenaufdem Torus<br />
Integrationswege nehmen kann, die sich in ihrer Windungszahl um den Torus in jeder der n Dimensionen<br />
unterscheiden können. Doch dies spiegelt nur die Tatsache wider, dass auch die Qj nur bis auf Vielfache<br />
von 2π∂K/∂Ij eindeutig sind.<br />
Da die Wirkungsvariablen einen Torus eindeutig charakterisieren, müssen sie sich als Funktionen der<br />
ErhaltungsgrößenIi schreibenlassen.Diesbedeutet,dasssieselbstErhaltungsgrößensind.Wirhättenvon<br />
Anfang an als neue verallgemeinerte Impulse P in der Erzeugenden W der kanonischen Transformation<br />
statt der I die Variablen J wählen können. Die entsprechenden verallgemeinerten neuen Koordinaten Qi<br />
nennen wir Winkelvariablen θi, und diese genügen den Beziehungen<br />
und der Bewegungsgleichung<br />
θi = ∂W(q,J)<br />
∂Ji<br />
(13.4)<br />
˙θi = ∂K(J)<br />
≡ ωi = konst.<br />
∂Ji<br />
(13.5)<br />
Wir können die den Torus charakterisierenden Integrale (13.3) auch in den neuen Koordinaten berechnen.<br />
Wir erhalten dann<br />
Jj ≡ 1<br />
<br />
2π<br />
<br />
Jidθi.<br />
Cj<br />
WennwirdiegeschlosseneKurveCj alsWegvon(θ1,...,θj,...θn) = (0,...,0,...,0)nach(θ1,...,θj,...θn) =<br />
(0,...,2π,...,0)nehmen,erhaltenwirdieIdentitätJj = Jj,wieesseinmuss.DieWirkungsvariablensind<br />
also eindeutig und verändern sich nicht unter einer kanonischen Transformation. Der Vorfaktor 1/(2π)<br />
vor dem Integral (13.3) führt dazu, dass die θi bei einer Umrundung des Torus genau um 2π anwachsen,<br />
also als echte Winkel verstanden werden können.<br />
13.3 Eine kleine Änderung von H kann ein System nichtintegrabel<br />
machen<br />
Nun beginnen wir mit einem integrablen System in der Formulierung mit Wirkungs- und Winkelvariablen<br />
und mit einer (zeitunabhängigen) Hamilton-Funktion H0, aber addieren eine kleine “Störung” ǫH1, die<br />
z.B. die bisher vernachlässigten Effete der Umgebung des betrachteten Systems auf die Dynamik dieses<br />
Systems beinhaltet:<br />
H(θ,J) = H0(J)+ǫH1(θ,J).<br />
In der Darstellung durch Wirkungs- und Winkelvariable hängt H0 nur von den J ab, weil die Hamiltonfunktion<br />
H ja identisch mit K(J) ist. Wenn H1 explizit von den θ abhängt, hat das durch H beschriebene<br />
System keine n Erhaltungsgrößenmehr. Wir zeigen im Folgenden, dass das System dann auch nicht mehr<br />
integrabel ist. solche Überlegungen wurden übrigens schon um das Jahr 1890 durch Henri Poincaré angestellt.<br />
Wir versuchen, eine kanonische Transformation auf neue Variablen J ′ ,θ ′ zu finden, so dass die<br />
Hamilton-Funktion nur von J ′ abhängt. Wenn es uns gelingt, ist das neue System integrabel, aber wenn<br />
wir zeigen können, dass es keine solche Transformation gibt, ist das System nicht integrabel.<br />
Die zeitunabhängige Hamilton-Jacobi-Gleichung für die gesuchte Transformation lautet<br />
<br />
∂W<br />
H<br />
∂θ ,θ<br />
<br />
= H(J ′ ).<br />
Wir entwickeln W in Potenzen von ǫ und behalten in der folgenden Rechnung nur die Terme bis zur<br />
linearen Ordnung in ǫ:<br />
W = W(θ,J ′ ) = θJ ′ +ǫW1(θ,J ′ )+... .<br />
116<br />
i