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Klassische Mechanik

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12.3 Die zeitunabhängige Hamilton-Jacobi-Gleichung<br />

Die kanonische Transformation auf K = 0, die wir im vorigen Unterkapitel durchgeführt haben, führt in<br />

einen trivialen Phasenraum: Es ist ˙ Qi = ˙ Pi = 0 für alle i, d.h. alle Trajektorien sind Fixpunkte. Der neue<br />

Phasenraum weiß also nichts mehr von der Struktur des ursprünglichen Phasenraums, und wir können<br />

aus ihm keine weiteren Erkenntnisse gewinnen. Um weitere Fortschritte bei der Suche nach Kriterien für<br />

die Lösbarkeit mechanischer Probleme zu machen, führen wir im Folgenden eine modifizierte kanonische<br />

Transformation durch, die mehr Einsichten gewährt. Wir beschränken uns auf Systeme mit einer nicht<br />

explizit zeitabhängigen Hamiltonfunktion.<br />

Wenn die Hamiltonfunktion nicht explizit von der Zeit abhängt, kann man die Zeit durch den Ansatz<br />

S(q,α,t) = W(q,α)−Et aus der Hamilton-Jacobi-Gleichung (12.6) eliminieren, so wie wir es im Beispiel<br />

des harmonischen Oszillators gemacht haben. Man nennt W die Charakteristische Funktion.<br />

Die Hamilton-Jacobi-Gleichung lautet mit dieser Ersetzung<br />

<br />

H q, ∂W<br />

<br />

= E. (12.9)<br />

∂q<br />

WirwählenjetztW stattS alsErzeugendederkanonischenTransformation.AusderdrittenGleichung<br />

von (12.2) folgt dann<br />

K(Q,α) = H(q(Q,α),p(Q,α)).<br />

Weil die α ja konstant sein sollen, darf K nicht von den Q abhängen (sonst wäre mindestens ein ˙αi =<br />

∂K/∂Qi = 0), also lässt sich auch H allein als Funktion der α schreiben. Wenn die Energie als eine dieser<br />

Größen gewählt wurde, ist natürlich einfach H = E.<br />

Aus der ersten Gleichung von (12.2) erhalten wir jetzt keine konstanten Q mehr, sondern<br />

woraus<br />

˙Qi = ∂K/∂Pi ≡ ∂K/∂αi ≡ ωi = konst,<br />

Qi(t) = ωit+Qi(0) (12.10)<br />

folgt.<br />

Wir haben also diesmal nicht eine Transformation auf lauter Konstanten gemacht, sondern auf eine<br />

freieBewegung,mitkonstantenImpulsenundlinearinderZeitanwachsendenKoordinaten.DiePi können<br />

irgendwelcheKonstantender Bewegungsein, z.B. Anfangswerteder Impulse oderauch Erhaltungsgrößen.<br />

Da wir schon die Energie als Konstante verwendet haben, setzen wir schonmal P1 ≡ α1 = E. Die Pi legen<br />

zusammen mit den Qi(0) den Anfangspunkt einer Trajektoriefest. Um die kanonische Transformationauf<br />

diese freie Bewegungexplizit zu finden, muss man freilich auchhier wieder die Hamilton-Jacobi-Gleichung<br />

lösen oder auf einem anderen Weg die Lösung der Bewegungsgleichungen finden. Allerdings werden uns<br />

einige Überlegungen zur Beschaffenheit des Phasenraums und zur Auswirkung von Erhaltungsgrößen<br />

ermöglichen, allgemeine Bedingungen zu finden, unter denen eine kanonische Transformation auf eine<br />

freie Bewegung möglich ist. Doch vorher betrachten wir wieder das Beispiel des harmonischen Oszillators.<br />

Nochmal der harmonische Oszillator<br />

Wenn wir den harmonischen Oszillator mit der Erzeugenden W kanonisch transformieren, erhalten wir<br />

statt (12.8)<br />

Q = ∂W<br />

∂E<br />

dq ′<br />

= 1<br />

ω arcsin<br />

<br />

mω2 2E q<br />

<br />

.<br />

q<br />

1<br />

=<br />

ω 0<br />

2E<br />

mω 2 −q ′2<br />

Also ist der Zusammenhang zwischen den alten und neuen Koordinaten jetzt<br />

<br />

2E<br />

q(t) = sin(ωQ(t)).<br />

mω2 108

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