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Klassische Mechanik

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Systeme mit n unabhängigen Erhaltungsgrößen sind also potenzielle Kandidaten für integrable Systeme,<br />

in denen die Hamilton-Jacobi-Gleichunglösbar ist. Noch mehr unabhängige Erhaltungsgrößenzu fordern,<br />

macht keinen Sinn, denn n = 3N − k ist die Zahl der räumlichen Koordinaten des Systems, und diese<br />

hatten wir schon so gewählt, dass alle Zwangbedingungen berücksichtigt sind. Wenn eine Trajektorie in<br />

einem Unterraum des Phasenraums gefangen ist, der eine Dimension kleiner als n hat, bedeutet dies, dass<br />

sie nicht alle räumlichen Dimensionen sehen kann. Also hat man von Anfang an mehr räumliche Koordinaten<br />

als nötig gewählt. Diesen Fall wollen wir daher ausschließen. Dann gibt es maximal n unabhängige<br />

Erhaltungsgrößen.<br />

Wir werden später an einem Beispiel sehen, dass auch, wenn es außer der Energie keine weiteren Erhaltungsgrößengibt,<br />

Trajektorienin n-dimensionalenUnterräumengefangensein können, doch typischerweise<br />

gibt es neben diesen Trajekorien auch solche, die einen 2n−1-dimensionalen Teil des Phasenraums<br />

überdecken.<br />

12.4.2 Von der Gefährlichkeit hyperbolischer Fixpunkte und instabiler periodischer<br />

Bahnen<br />

Nachdem wir geklärt haben, unter welchen Bedingungen Trajektorien in n-dimensionalen Unterräumen<br />

des Phasenraums gefangen sind, fragen wir als nächstes, wie das durch die Hamiltonschen Gleichungen<br />

(11.10) gegebene Vektorfeld beschaffen sein muss, damit eine kanonische Transformation eines zusammenhängenden,<br />

endlichen Teils des Phasenraums von der ursprünglichen Form (11.10) auf eine freie<br />

Bewegung, also auf ein Vektorfeld der Form<br />

˙x = konst<br />

möglich ist. Hierzu betrachten wir nochmal das Phasenraumportrait des Pendels:<br />

Wir sehen, dass es zwei Sorten von Trajektorien gibt: diejenigen, bei denen das Pendel in einem<br />

begrenzten Winkelbereich hin- und herschwingt, und diejenigen, bei denen das Pendel überschlägt und<br />

sich immer in derselben Richtung dreht. Diese beiden Sorten von Trajektorien unterscheiden sich durch<br />

ihre Energiewerte. Im Energieintervall [−mgl,mgl[ schwingt das Pendel hin und her, im Energiebereich<br />

E > mgl überschlägt es sich. Diese beiden Bereiche sind durch die Trajektorien zu E = mgl voneinander<br />

getrennt. Diese Trajektorien sind sogenannte heterokline Trajektorien, die zwei hyperbolische Fixpunkte<br />

miteinander verbinden, indem sie aus dem einen Fixpunkt in seiner instabilen Eigenrichtung herauslaufen<br />

und in den anderen Fixpunkt aus der stabilen Eigenrichtung einmünden. Es ist anschaulich klar, dass<br />

man für jeden dieser beiden Energiebereiche eine Transformation auf eine gleichförmige Bewegung auf<br />

einem eindimensionalen “Torus” (also einem Kreis) machen kann.<br />

In dem ersten Energiebereich, in dem das Pendel hin- und herschwingt, haben wir eine ähnliche<br />

Situation wie beim harmonischen Oszillator, für den wir diese Transformation explizit gemacht haben.<br />

Die neue Koordinate Q = ωt läuft gleichförmig von 0 nach 2π, während das Pendel von der Ruhelage<br />

zunächst nach rechts zum maximalen Ausschlag, dann nach links zum maximalen Ausschlag auf der<br />

anderen Seite, und zurück zum Nulldurchgang schwingt.<br />

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