Klassische Mechanik
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Im anderen Energiebereich, in dem das Pendel überschlägt, ist die neue Koordinate Q einfach eine in<br />
der Zeit geeignet gestreckte und gestauchte Funktion ϕ(t), so dass Q gleichförmig in der Zeit anwächst<br />
(oder abfällt).<br />
Die spezielle Trajektorie, die diese beiden Energiebereiche trennt, lässt sich nicht auf diese Weise<br />
transformieren. Der Grund hierfür ist der hyperbolische Fixpunkt, dem sich die Trajektorie im Limes<br />
t → ∞ immer mehr annähert, und an dem die Länge des Pfeils, der die Geschwindigkeit der Trajektorien<br />
im Phasenraum angibt, Null ist. Bei einer Bewegung auf einem Torus ist die Geschwindigkeit überall von<br />
Null verschieden und die Richtung der Bewegung an jedem Punkt eindeutig.<br />
Wir folgern also: die Transformation eines durch einen endlichen Energiebereich gegebenen Teils des<br />
Phasenraums auf eine gleichförmige Bewegung ist unmöglich, wenn dieser Teil des Phasenraums hyperbolische<br />
Fixpunkte enthält. Elliptische Fixpunkte sind harmloser, da sie als ein auf die Größe Null<br />
geschrumpfter Torus angesehen werden können. Hyperbolische Fixpunkte haben noch eine weitere wichtige<br />
Eigenschaft: Wenn man in ihrer unmittelbaren Umgebung ist und in der instabilen Eigenrichtung<br />
rausläuft, entfernt sich die Trajektorie für kleine Zeiten gemäß einer Exponentialfunktion von dem Fixpunkt.<br />
BeimPendel(undbeiallenanderenzeitunabhängigeneindimensionalenSystemen)istdieExistenzvon<br />
hyperbolischen Fixpunkten harmlos, da sie nur einen einzigen Energiewert betreffen (bzw. für allgemeine<br />
eindimensionale Systeme eine endliche Anzahl von Energiewerten in jedem endlichen Energieintervall).<br />
Für die Energiebereiche unterhalb und oberhalb der Energie des hyperbolischen Fixpunkts (oder, wenn<br />
es mehrere solcher Fixpunkte gibt, für die Energiebereiche zwischen den Fixpunkten) ist eine kanonische<br />
Transformation auf Tori möglich. Das System ist also integrabel, benötigt aber für verschiedene Bereiche<br />
des Phasenraums verschiedene Transformationen.<br />
In höherdimensionalen Systemen ist die Situation komplexer. Auch hier kann keine kanonische Transformation<br />
auf eine freie Bewegung durchgeführt werden, wenn der betrachtete Bereich des Phasenraums<br />
hyperbolische Fixpunkte (also Fixpunkte mit stabilen und instabilen Eigenrichtungen) enthält. Doch es<br />
gibt noch weitere gefährliche Objekte in höherdimensionalen Systemen, nämlich instabile periodische<br />
Trajektorien. Ebenso wie Fixpunkte bilden die Punkte einer periodischen Bahn eine invariante Menge<br />
im Phasenraum. Wenn wir uns nun noch bewusst machen, dass solche invarianten Mengen nach einer<br />
kanonischen Transformation mit der Erzeugenden W(q,α) wieder eine invariante Menge sein müssen,<br />
aber dass ein Torus keine instabilen periodischen Bahnen enthält, folgt, dass Phasenraumbereiche, die<br />
instabile periodische Bahnen enthalten, nicht auf eine freie Bewegung transformiert werden können.<br />
All diese Überlegungen führen uns also zu der Schlussfolgerung, dass die Hamilton-Jacobi-Gleichung<br />
lösbar ist, also dass die Dynamik sich auf eine freie Bewegung transformieren lässt, wenn es n Erhaltungsgrößen<br />
gibt und wenn es innerhalb der Phasenraumbereiche, die gemeinsam transformiert werden sollen,<br />
keine instabilen periodischen Bahnen oder Fixpunkte gibt. Damit sind wir vorbereitet für den Satz von<br />
Liouville über integrable Systeme und für den Nachweis, dass nicht integrable Systeme typischerweise<br />
chaotisch sind.<br />
Aufgaben<br />
1. Führen Sie eine kanonische Transformation mit der Erzeugenden G = <br />
i qiPi durch. Wie interpretieren<br />
Sie dieses Ergebnis?<br />
2. Zeigen Sie, dass die Transformation Qi = pi, Pi = −qi, K(Q,P,t) = H(−P,Q,t) kanonisch<br />
ist. Wie interpretieren Sie dieses Ergebnis?<br />
3. (a) Stellen Sie die Hamilton-Jacobi-Gleichung für das Zentralkraftproblem<br />
auf.<br />
H = 1<br />
<br />
p<br />
2m<br />
2 r<br />
112<br />
pϕ<br />
+<br />
r2 <br />
+V(r)