Klassische Mechanik
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wobei die Variation an den Anfangs- und Endpunkten verschwindet, δQi(t1) = δQi(t2) = δPi(t1) =<br />
δPi(t2) = 0. Der Vergleich mit (11.3) ergibt, dass sich ( <br />
ipi˙qi −H) und ( <br />
iPi ˙ Qi −K) nur um einen<br />
Faktor und um die totale Zeitableitung einer Funktion F unterscheiden dürfen:<br />
c( <br />
pi˙qi−H) = <br />
Pi ˙ Qi−K+ dF<br />
= − ˙<br />
d(F +i<br />
PiQi−K+<br />
dt PiQi)<br />
≡ −<br />
dt<br />
<br />
PiQi−K+ ˙<br />
dG<br />
. (12.1)<br />
dt<br />
i<br />
i<br />
i<br />
(Das ist analog zu den Überlegungen im Abschnitt 6.4.) Wir setzen c = 1, denn ein c = 1 lässt sich<br />
durch eine Änderung der Skala für Q und K immer auf c = 1 abbilden. Die Funktion F bzw. G ist eine<br />
beliebige stetig differenzierbareFunktion der alten und neuen Variablen (wobei von den 4 Variablensätzen<br />
q,p,Q,P nur 2 unabhängig sind.) Wir wählen G als Funktion der alten Koordinaten und der neuen<br />
Impulse, G = G(q,P,t) und erhalten<br />
dG<br />
dt<br />
<br />
<br />
∂G<br />
= ˙qi +<br />
∂qi<br />
∂G<br />
<br />
Pi ˙<br />
∂Pi<br />
i<br />
+ ∂G<br />
∂t .<br />
Wenn wir dies in (12.1) einsetzen und die linke und rechte Seite vergleichen, erhalten wir<br />
pi = ∂G<br />
, Qi =<br />
∂qi<br />
∂G<br />
, K = H +<br />
∂Pi<br />
∂G<br />
. (12.2)<br />
∂t<br />
Wir habe also ein Rezept dafür gefunden, eine kanonische Transformation durchzuführen: Man nehme<br />
eine differenzierbare Funktion G(q,P,t) und stelle die Beziehungen (12.2) auf. Man überprüfe, dass die<br />
Transformation umkehrbar ist, dass also jedem Phasenraumpunkt q,p ein Phasenraumpunkt Q,P im<br />
neuen System zugeordnet ist und umgekehrt.Damit ist der Zusammenhangzwischen den alten und neuen<br />
Variablen und die neue Funktion K bestimmt. Man nennt G die erzeugende Funktion der kanonischen<br />
Transformation.<br />
Es gibt insgesamt 4 verschiedene Möglichkeiten, über eine Erzeugende Funktion einen Zusammenhang<br />
zwischen den alten und neuen Variablen herzustellen, da es 4 verschiedeneKombinationen eines alten und<br />
eines neuen Variablensatzes gibt. Statt einer erzeugenden Funktion G(q,P,t) kann man also auch eine<br />
Funktion F1(q,Q,t) oder eine Funktion F3(Q,p,t) oder eine Funktion F4(p,P,t) wählen und die zu (12.2)<br />
analogenBeziehungenaufstellen. In Lehrbüchern,die alle4MöglichkeitenzurErzeugungvonkanonischen<br />
Transformationen explizit behandeln, wird unsere Erzeugende Funktion F2(q,P,t) genannt. Da wir im<br />
Folgenden aber nur die Variante mit F2 (also G) benötigen, diskutieren wir die anderen Varianten nicht.<br />
Um ein konkretes Beispiel zu betrachten, wählen wir die erzeugende Funktion G = <br />
iqiPi + H∆t<br />
mit einem kleinen Zeitintervall ∆t. Die Beziehungen (12.2) sind dann<br />
pi = ∂G<br />
∂qi<br />
Qi = ∂G<br />
∂Pi<br />
= Pi + ∂H(q,P,t)<br />
∆t ≃ Pi − ˙pi∆t, ⇒ Pi = pi + ˙pi∆t ≃ pi(t+∆t);<br />
∂qi<br />
= qi + ∂H(q,P,t)<br />
∂Pi<br />
K = H + ∂H(q,P,t)<br />
∂t<br />
∆t ≃ qi + ∂H(q,p,t)<br />
∆t ≃ qi(t+∆t);<br />
∂pi<br />
≃ H(q,p,t+∆t).<br />
Die durch G erzeugte kanonische Transformation macht also eine Translation in der Zeit um ∆t. Wenn<br />
∆t infinitesimal klein ist, können alle ≃-Beziehungen in dieser Rechnung durch = ersetzt werden, denn<br />
die vernachlässigten Terme sind von der Ordnung (∆t) 2 , was gegenüber der Ordnung ∆t unendlich viel<br />
kleiner ist, wenn ∆t infinitesimal klein ist.<br />
Zum Schluss notieren wir noch einen wichtigen Satz (ohne Beweis):<br />
Eine umkehrbare Transformation von q,p,H nach Q,P,K ist genau dann kanonisch, wenn die fundamentalen<br />
Poissonklammern<br />
[Qi,Pj] = δij , [Qi,Qj] = [Pi,Pj] = 0<br />
gelten. Dies überprüft man durch Einsetzen von Qi(q,p) und Pi(q,p) und Ausnützen von (11.8).<br />
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