Klassische Mechanik
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über den Stoß und die Vereinfachung τ/I = 1 gibt<br />
pn+1 −pn = Ksinθn+1<br />
θn+1 = (θn +pn) mod 2π. (14.4)<br />
Diese diskrete Abbildung nennt man oft die Standardabbildung. Die Fläche im Phasenraum bleibt unter<br />
dieser Abbildung erhalten, denn es ist<br />
<br />
<br />
∂θn+1/∂θn ∂θn+1/∂pn 1 1<br />
det<br />
= det<br />
= 1.<br />
∂pn+1/∂θn ∂pn+1/∂pn Kcosθn+1 1+Kcosθn+1<br />
Die nächsten drei Abbildungen zeigen die Trajektoriender Standardabbildung für verschiedene Werte des<br />
ParametersK.DerAnfangswertderImpulsewurdeimmerimIntervall[0,2π[gewählt.DadieImpulsesich<br />
auch aus diesem Intervall herausbewegen (um so weiter, je größer K ist), haben wir in den Abbildungen<br />
immer p mod 2π aufgetragen. Für K = 0 ist das System integrabel, und man sieht nur reguläre Tori, die<br />
sich als waagrechte Bänder durch das Bild ziehen.<br />
Mit zunehmendem K zerfallen immer mehr Tori und gibt es immer größere chaotische Regionen. Bei<br />
K ≃ 0.97 zerfällt der letzte ursprüngliche Torus. Für genügend große K füllt vermutlich eine einzige<br />
Trajektorie den ganzen Phasenraum gleichmäßig aus.<br />
14.3 Konsequenzen aus der Existenz von Chaos<br />
Wir haben also gesehen, dass ein nichtverschwindender Anteil des Phasenraums mechanischer Systeme,<br />
dienichtdie strengenBedingungenfürIntegrabilitäterfüllen, auschaotischenTrajektorienbesteht. Chaos<br />
zeichnet sich dadurch aus, dass benachbarte Trajektorien exponentiell schnell in der Zeit auseinanderlaufen,<br />
was dazu führt, dass kleinste Veränderungen der Anfangsbedingungen schon nach recht kurzer<br />
Zeit zu völlig verschiedenem Bahnverlauf führen. Da Anfangsbedingungen prinzipiell nur mit endlicher<br />
Genauigkeit festgelegt oder gemessen werden können, sind chaotische Systeme nur über einen begrenzten<br />
Zeithorizont vorhersagbar. Diese Erkenntnis kam seit den 1960er Jahren, als man anfing, Bewegungsgleichungen<br />
mit den ersten Computern zu integrieren. Doch es dauerte noch 20 Jahre, bis klar wurde, ein<br />
wie generelles und weit verbreitetes Phänomen Chaos ist. Die Erforschung chaotischer Dynamik ist auch<br />
heute ein sehr aktives Forschungsgebiet, auf dem wegen der schwierigen mathematischen Beschreibung<br />
und der Vielfalt der Phänomene immer noch viele neue Erkenntnisse gewonnen werden können.<br />
Als Fazit sei ein Abschnitt aus dem Buch “The Transition to Chaos” von Linda Reichl (S. 3) zitiert,<br />
der 300 Jahre nach der Veröffentlichung von Newtons principia eine Bilanz im Lichte der Erkenntnisse<br />
der Chaostheorie zieht:<br />
“Thebelief that Newtonian mechanicsis a basisfor determinism wasformallylaid to restby Sir James<br />
Lighthill in a lecture to the Royal Society on the three hundredth anniversary of Newton’s Principa.<br />
In his lecture Lighthill says ...I speak ...once again on behalf of the global fraternity of practitioners<br />
of mechanics. We are all deeply conscious today that the enthusiasm of our forebears for the marvelous<br />
achievements of Newtonian mechanics led them to make generalizations in this area of predictability which,<br />
indeed, we may have generally tended to believe before 1960, but which we now recognize were false. We<br />
collectively wish to apologize for having misled the general educated public by spreading ideas about the<br />
determinism of systems satisfying Newton’s laws of motion that, after 1960, were proved incorrect...”<br />
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