Klassische Mechanik
Klassische Mechanik
Klassische Mechanik
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
12.2 Die Hamilton-Jacobi-Gleichung<br />
Die Hamilton-Jacobi-Gleichung erhält man, wenn man nach einer kanonischen Transformation sucht, die<br />
sowohl die neuen Koordinaten Qi, als auch die neuen Impulse Pi zu Konstanten der Bewegung macht,<br />
alsoPi = αi und Qi = βi mit Konstantenαi und βi, deren Werte vonden Anfangsbedingungen abhängen,<br />
aber sichmit der Zeit nicht ändern.Wenn man eine solcheTransformationgefunden hat, hat man nämlich<br />
auch die Lösung der Bewegungsgleichungen für q und p gefunden, da diese ja als Funktionen von Q,P,t,<br />
also von β,α,t geschrieben werden können. Man hat dann also die Trajektorien des Systems als Funktion<br />
der Zeit und der Anfangsbedingungen berechnet.<br />
FreilichistdasFindeneinersolchenTransformationgenausoschwerwiedasdirekteLösenderLagrange-<br />
Gleichungen, so dass auch die Hamilton-Jacobi-Theorie meist keine echte Hilfe beim Lösen mechanischer<br />
Probleme ist. Ihr Nutzen liegt vielmehr darin, dass sie neue Einsichten in die Struktur der klassischen<br />
<strong>Mechanik</strong> gewährt, so dass wir bald hinreichende Bedingungen für die Lösbarkeit mechanischer Probleme<br />
aufstellen können.<br />
ja<br />
Eine Transformation auf konstante Q und P ist z.B. erreicht, wenn K(Q,P,t) = 0 ist. Denn dann ist<br />
˙Qi = ∂K<br />
= 0<br />
∂Pi<br />
und<br />
Pi ˙ = − ∂K<br />
= 0,<br />
∂Qi<br />
d.h. weder die Q noch die P ändern sich mit der Zeit.<br />
Aus K = 0 folgt mit der dritten Gleichung von (12.2)<br />
K = H + ∂G<br />
∂t<br />
also (mit der ersten Gleichung von (12.2))<br />
<br />
H q, ∂G(q,P,t)<br />
<br />
,t<br />
∂q<br />
= 0, (12.3)<br />
= − ∂G(q,P,t)<br />
∂t<br />
. (12.4)<br />
Dies ist die Hamilton-Jacobi-Gleichung. Die Funktion G nennt man Prinzipalfunktion oder auch Hamiltonsche<br />
Wirkungsfunktion. Sie ist identisch mit der Wirkung S = Ldt:<br />
Aus der Bedingung (12.1) erhalten wir nämlich mit ˙ Pi = 0 und K = 0<br />
und daraus durch Integration<br />
<br />
i<br />
pi˙qi −H = dG<br />
dt<br />
<br />
<br />
<br />
G = dt pi˙qi −H = dtL.<br />
i<br />
(12.5)<br />
Wir schreiben deshalb ab jetzt S statt G, und statt P schreiben wir α, um deutlich zu machen, dass es<br />
sich um Konstanten handelt. Die Hamilton-Jacobi-Gleichung hat dann die Form<br />
<br />
H q, ∂S(q,α,t)<br />
<br />
,t<br />
∂q<br />
= − ∂S(q,α,t)<br />
∂t<br />
. (12.6)<br />
Die Hamilton-Jacobi-Gleichung ist eine partielle Differenzialgleichung zur Bestimmung der Wirkungsfunktion<br />
S(q,α). Wir haben also das ursprüngliche Problem, die Lagrange-Gleichungen oder die Hamiltonschen<br />
Bewegungsgleichungenzu lösen, ersetzt durch das Problem, die Erzeugende S einer kanonischen<br />
106