Wärmelehre - gilligan-online
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Der Vergleich mit den theoretischen Ergebnissen der Tabelle 5-02 zwingt zu folgender<br />
Beschreibung<br />
• Für Temperaturen T ≤ 100 K benimmt sich H2<br />
wie ein einatomiges Gas. Seine<br />
Bewegung kann durch eine Translation beschrieben werden.<br />
• Im Temperaturintervall 200 K ≤ T ≤ 600 K benimmt sich das -Molekül wie<br />
eine starre Hantel. Die Rotation ist angeregt, die Oszillation noch nicht. In diesen<br />
Bereich fällt der Zahlenwert der Tabelle 5-02.<br />
• Für T ≥ 2 500 K benimmt sich das H2<br />
-Molekül wie ein Hantelmodell mit Federkopplung.<br />
Das H2<br />
-Molekül dissoziiert bei T diss ≈ 3 200 K , deshalb existiert<br />
oberhalb dieser Temperatur kein H 2 -Molekül mehr. Die gestrichelte Kurve in<br />
Abb. 5-02 gilt für ein zweiatomiges Molekül, das bis T ≈ 10 000 K nicht dissoziiert.<br />
Diese Beschreibung lässt sich mit dem Gleichverteilungssatz der klassischen Theorie<br />
nicht erklären. Klassisch muss die Gleichverteilung der Energie für alle Temperaturen<br />
gelten, eine Temperaturabhängigkeit dürfte es dann nicht geben. Die experimentellen<br />
Ergebnisse über die Temperaturabhängigkeit C mv stehen also im Widerspruch zur<br />
klassischen Theorie.<br />
Die beobachtete Diskrepanz wird erst von der Quantenphysik gelöst. Diese zeigt,<br />
dass die Energie gequantelt ist. Dieser Effekt, der im Makroskopischen unwichtig ist,<br />
führt im Mikroskopischen zu nicht selbstverständlichen Resultaten.<br />
Um in einen Anregungszustand, der z. B. der Rotation zugeordnet ist, zu kommen,<br />
ist eine Mindestanregungsenergie notwendig.<br />
Dies erfordert eine mittlere thermische Energie, die im Bereich der auftretenden Stufe<br />
erreicht wird. Ist die mittlere thermische Energie hoch genug, so ist es für alle Moleküle<br />
möglich, in diesem Anregungszustand zu sein.<br />
Die Anregungsenergie für Schwingungen ist größer als die für Rotationen. Daher<br />
setzen Schwingungen erst bei höherer Temperatur ein.<br />
Je nach Molekülart werden die Anregungsstufen bei verschiedenen Temperaturen<br />
liegen. Es ist damit der Tabellenwert für Cl 2 verständlich. Bei Zimmertemperatur ist<br />
die thermische Energie gerade ausreichend, um Schwingungen der beiden Cl-<br />
Atome anzuregen. Ein Teil der Cl 2 -Moleküle benimmt sich also noch wie ein starres<br />
Hantelmodell, ein Teil bereits wie ein Hantelmodell mit Federkopplung. Es ergibt sich<br />
also ein Wert für C mv , der gerade in der Stufe zwischen dem Bereich angeregter Rotation<br />
und dem Bereich angeregter Oszillation liegt.<br />
In der Ausdrucksweise der Physik sagt man:<br />
Bei Abkühlen frieren Freiheitsgrade ein. Diese sind bei der Berechnung der molaren<br />
Wärmekapazitäten nicht mehr zu berücksichtigen.<br />
Für weitergehende Erklärungen sei auf entsprechende Literatur verwiesen.<br />
H 2<br />
<strong>Wärmelehre</strong> – Abschnitt 5<br />
- 71 -<br />
’Molare Wärmekapazitäten’