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Diplomarbeit Der Einfluss der elterlichen Scheidung auf das ... - ifb

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Re-Definition familialer Rollen und Beziehungen sowie die Rückgewinnung <strong>der</strong> Eigenständigkeit<br />

bei<strong>der</strong> Partner („psychische <strong>Scheidung</strong>“).<br />

Da ein Elternteil (meistens <strong>der</strong> Vater) direkt nach <strong>der</strong> Trennung aus dem Haushalt auszieht,<br />

werden die Kin<strong>der</strong> erstmals mit einem mütterlichen und einem väterlichen Haushalt konfrontiert.<br />

In <strong>der</strong> Konsequenz pendeln die Kin<strong>der</strong> zwischen beiden <strong>elterlichen</strong> Haushalten, um den<br />

Kontakt mit Mutter und Vater <strong>auf</strong>rechtzuerhalten. Schlemmer (2004: 114) verwendet an<br />

dieser Stelle den Begriff <strong>der</strong> „Pendelkin<strong>der</strong>“. Mit dem Auszug eines Elternteils verlieren sie<br />

gleichzeitig eine Vertrauensperson. Erweitert sind davon auch die Großeltern und an<strong>der</strong>e angeheiratete<br />

Verwandte betroffen. 5 <strong>Der</strong> Verlust vertrauter Personen stellt für die Kin<strong>der</strong><br />

zunächst eine krisenähnliche Erfahrung dar, was mit problembehaftetem Verhalten wie<br />

Aggressivität o<strong>der</strong> Zurückgezogenheit einhergehen kann (vgl. Schwarz/Noack 2002: 324f.).<br />

Fthenakis (1995: 140) konstatiert, <strong>das</strong>s es den meisten Kin<strong>der</strong>n allerdings zwei Jahre nach <strong>der</strong><br />

<strong>elterlichen</strong> <strong>Scheidung</strong> gelingt, die neue Situation anzunehmen und sich psychisch normal<br />

weiterzuentwickeln. Die Trennung <strong>der</strong> Eltern wird häufig von einer finanziellen Schlechterstellung<br />

sowie einer Verschlechterung <strong>der</strong> Wohnsituation begleitet. Durch den Umzug in eine<br />

kostengünstigere Wohnung können wichtige soziale Netzwerke für die Kin<strong>der</strong> und Elternteile<br />

wegbrechen. Für die Kin<strong>der</strong> fallen beispielsweise Freunde aus <strong>der</strong> Nachbarschaft, dem<br />

Kin<strong>der</strong>garten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schule weg. Eine <strong>auf</strong>gabenreiche und <strong>auf</strong>reibende Nach-<strong>Scheidung</strong>sphase<br />

kann außerdem dazu führen, <strong>das</strong>s die Kin<strong>der</strong> von ihren Eltern weniger Aufmerksamkeit<br />

erhalten als zuvor. Nach Widmer und Bodenmann (2008: 175f.) setzen vor allem die permanenten<br />

Konflikte zwischen dem Ehepaar die Sensitivität und Reaktionsbereitschaft bezüglich<br />

kindlicher Bedürfnisse herab. Diese Konflikte sind in den meisten Fällen bereits vor <strong>der</strong><br />

<strong>Scheidung</strong> ein Bestandteil des täglichen Miteinan<strong>der</strong>s. Im Sinne <strong>der</strong> „Spillover-Hypothese“<br />

(Papastefanou/Hofer 2002: 177) werden hierbei auch gewohnte Erziehungspraktiken wie die<br />

Regelmäßigkeit <strong>der</strong> Mahlzeiten und Schlafenszeiten, unterbrochen. Jedoch brauchen vor<br />

allem kleine Kin<strong>der</strong> in Zeiten von Stress und Verän<strong>der</strong>ung die Kontrolle von außen (vgl.<br />

Hetherington 1979: 854ff.). Die Auflösung <strong>der</strong> Kernfamilie erfor<strong>der</strong>t außerdem die Neuverteilung<br />

<strong>der</strong> Aufgaben und Funktionen innerhalb <strong>der</strong> Familie. Insbeson<strong>der</strong>e ältere Kin<strong>der</strong><br />

können zusätzliche Belastung dadurch erfahren, <strong>das</strong>s sie den nun fehlenden Elternteil,<br />

beispielsweise durch emotionale Unterstützung und praktische Hilfen im Alltag, ersetzen<br />

sollen. Nach Hetherington (1979: 854) werden Kin<strong>der</strong> durch diese frühzeitige Verantwortung<br />

5<br />

Lebt ein Elternteil hingegen in einer neuen Partnerschaft, dann kann sich die Anzahl vertrauter Personen<br />

erhöhen. Die Kin<strong>der</strong> sind dann z. B. um ein weiteres Großelternpaar „reicher“.<br />

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