Diplomarbeit Der Einfluss der elterlichen Scheidung auf das ... - ifb
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<strong>das</strong> Vorhandensein einer Probeehe, die Bildung sowie die Einstellungen zur <strong>Scheidung</strong> den<br />
Transmissionseffekt nur zu einem kleinen Teil erklären. Problematisches zwischenmenschliches<br />
Verhalten, welches die Aufrechterhaltung von gegenseitig lohnenden intimen<br />
Beziehungen erschwert, gilt hingegen als treibende Kraft und wird über die familiale<br />
Sozialisation vermittelt. In seiner Argumentation erhalten vor allem die angemessene partnerschaftliche<br />
Kommunikation sowie die Kompromissbildung in <strong>der</strong> <strong>elterlichen</strong> Ehe beson<strong>der</strong>e<br />
Aufmerksamkeit (vgl. ebd.: 631). Gleichzeitig begünstigen scheidungsbedingte Probleme in<br />
<strong>der</strong> Eltern-Kind-Beziehung die Herausbildung von Persönlichkeitseigenschaften wie Misstrauen<br />
und Eifersucht sowie die Unfähigkeit, sich komplett <strong>auf</strong> einen Partner einzulassen (vgl.<br />
ebd.).<br />
Unabhängige Mutter-Hypothese<br />
Laut dieser These sind Töchter, die nach <strong>der</strong> <strong>elterlichen</strong> <strong>Scheidung</strong> in einer weiblichen<br />
Einelternfamilie gelebt haben, eher bereit <strong>das</strong> Modell „unabhängige Mutter“ zu imitieren,<br />
wenn sich die eigene Ehe als unbefriedigend und problematisch erweist. In ihrer Kindheit<br />
haben sie erlebt, <strong>das</strong>s ihre Mutter nach <strong>der</strong> <strong>Scheidung</strong> auch allein gut zurechtgekommen ist.<br />
Geschiedene Frauen weisen zudem eine höhere Erwerbs- und Karriereorientierung sowie<br />
negativere Einstellungen gegenüber Ehe und Familie <strong>auf</strong> (vgl. Hullen 1998: 31). Dieser Effekt<br />
wird bei Frauen mit doppelter <strong>Scheidung</strong>serfahrung, d. h. in beiden Generationen wurden<br />
bereits Ehen geschieden, verstärkt. Töchter, die dem Handeln und den Einstellungen ihrer<br />
Mutter nacheifern, tragen demnach selber ein höheres <strong>Scheidung</strong>srisiko (vgl. Nowak/<br />
Gössweiner 2002: 231).<br />
3.2.2 Erklärung über Selektivität<br />
Folgt man dieser Argumentation, dann weisen Kin<strong>der</strong> aus <strong>Scheidung</strong>sfamilien von vornherein<br />
spezifische Merkmale <strong>auf</strong>, welche zu einem überdurchschnittlich hohen <strong>Scheidung</strong>srisiko<br />
führen. Demnach hat die elterliche <strong>Scheidung</strong> an sich keinen eigenständigen Effekt. (vgl.<br />
McLanahan/Bumpass 1988: 134; Fthenaki 1995: 146; Nowak/Gössweiner 2002: 231) Zu<br />
jenen problematischen Merkmalen gehören beispielsweise <strong>der</strong> sozioökonomische Status, die<br />
Einstellung zur Ehe sowie die Qualität innerfamilialer Beziehungen wie Gewalt und Missbrauch<br />
(vgl. McLanahan/Bumpass 1988: 134; Fthenakis 1995: 146). Diese Eigenschaften<br />
werden von Generation zu Generation genetisch und sozial weitergegeben und provozieren<br />
<strong>das</strong> Scheitern <strong>der</strong> eigenen Paarbeziehung (vgl. Berger 2009: 274). <strong>Der</strong> Prozess, über den die<br />
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