Diplomarbeit Der Einfluss der elterlichen Scheidung auf das ... - ifb
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4. Forschungshypothesen<br />
Anhand <strong>der</strong> Überlegungen zur ökonomischen Deprivation lässt sich ein Mechanismus<br />
beschreiben, <strong>der</strong> die theoretische Argumentation in dieser Arbeit stark beeinflusst. Dahinter<br />
steht die Grundannahme, <strong>das</strong>s die Trennung <strong>der</strong> Eltern gravierende Folgen für die finanzielle<br />
Situation einer Familie haben kann. Die daraus ableitbaren Konsequenzen können mit Hilfe<br />
<strong>der</strong> nachstehenden Argumentationsreihe verdeutlicht werden: (1) Ökonomische Zwänge in<br />
<strong>der</strong> Herkunftsfamilie führen dazu, <strong>das</strong>s <strong>Scheidung</strong>skin<strong>der</strong> <strong>das</strong> Bildungssystem durchschnittlich<br />
früher verlassen als Nicht-<strong>Scheidung</strong>skin<strong>der</strong>. Bereits Bourdieu (1992: 62) sah im<br />
Bildungstitel <strong>das</strong> Produkt <strong>der</strong> Umwandlung von ökonomischem in kulturelles Kapital. (2) Auf<br />
<strong>das</strong> Verlassen des Bildungssystems folgt <strong>der</strong> schnelle Übergang in den Arbeitsmarkt; vor<br />
allem über <strong>das</strong> duale Ausbildungssystem. Mit <strong>der</strong> eigenen Erwerbstätigkeit werden neben <strong>der</strong><br />
finanziellen Unterstützung <strong>der</strong> Herkunftsfamilie beson<strong>der</strong>s die eigene Unabhängigkeit und<br />
persönliche Entwicklung angestrebt. (3) Letztere Bemühungen sind zum einen durch Partnersuchprozesse<br />
gekennzeichnet, welche im Vergleich zu höheren Bildungsgruppen zeitiger und<br />
<strong>auf</strong> an<strong>der</strong>en Partnermärkten stattfinden. (4) Zum an<strong>der</strong>en setzen Familienbildungsprozesse<br />
ein. Auch diese beginnen früher als bei Personen mit einer höheren Bildung. Eine frühe<br />
Übernahme <strong>der</strong> Erwachsenenrolle kann sich vor allem in einem niedrigen Alter bei erster<br />
Partnerschaft bzw. erster Ehe und einem geringen Alter bei erster Elternschaft äußern.<br />
Empirische Studien verweisen <strong>auf</strong> die Folgen eines jungen Alters bei Erstheirat für die<br />
eheliche Stabilität und Qualität. Dabei gibt <strong>das</strong> Alter bei Eheschließung Aufschluss über die<br />
persönliche Reife, Beziehungserfahrung und Eherollenkompetenz sowie finanzielle Ressourcen,<br />
die in die Beziehung eingebracht werden. Die Familienökonomie geht davon aus, <strong>das</strong>s<br />
vor allem ein „Mismatch“ <strong>der</strong> Partner die Instabilität einer Partnerschaft erhöht. Durch eine<br />
längere Suchphase, die sich beispielsweise in einem höheren Heiratsalter o<strong>der</strong> in einer<br />
größeren Partnerschaftserfahrung äußert, kann dieses Risiko verringert werden.<br />
Es können weitere Mechanismen benannt werden, die ebenfalls zwischen dem Partnerschaftsverhalten<br />
<strong>der</strong> betroffenen Kin<strong>der</strong> und dem Beziehungserfolg <strong>der</strong> Eltern vermitteln. Die<br />
Argumentation mit Stress impliziert eine bewusste Vorverlagerung <strong>der</strong> Prozesse im Lebensl<strong>auf</strong>,<br />
da <strong>Scheidung</strong>skin<strong>der</strong> ihr Elternhaus <strong>auf</strong>grund von Konflikten schneller verlassen und ein<br />
eigenes Familienleben anstreben. Weiterhin kann ihnen, entsprechend <strong>der</strong> These <strong>der</strong> verringerten<br />
Konventionalität und Investitionsbereitschaft, zum einen eine geringere Bindung an<br />
die Institution Ehe unterstellt werden. Das sollte sich nicht nur <strong>auf</strong> die Einstellung, son<strong>der</strong>n<br />
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