Diplomarbeit Der Einfluss der elterlichen Scheidung auf das ... - ifb
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Diefenbach 2000: 28; Nowak/Gössweiner 2002: 224; Arránz-Becker 2008: 123) Diefenbach<br />
(2000: 66) spricht in diesem Zusammenhang von einem „Enthemmungseffekt“. In Übereinstimmung<br />
mit <strong>der</strong> theoretischen Annahme konnte Amato (1996: 635) feststellen, <strong>das</strong>s<br />
<strong>Scheidung</strong>skin<strong>der</strong> bei Problemen eher bereit sind die eigene Beziehung zu beenden als Nicht-<br />
<strong>Scheidung</strong>skin<strong>der</strong>.<br />
Rollentheorie<br />
Eine an<strong>der</strong>e Variante <strong>der</strong> Sozialisationsthese ist die Rollentheorie. In ihrem Sinne besitzen<br />
<strong>Scheidung</strong>skin<strong>der</strong> eine geringere Chance <strong>auf</strong> eine glückliche und beständige Ehe, da sie die<br />
dafür notwendigen Geschlechts- und Ehepartnerrollen nicht erlernen konnten. Sie umfassen<br />
beispielsweise eine angemessene Kommunikation (vgl. Guttmann 1989: 255; Wagner 1997:<br />
252). Diese Rollen fehlen entwe<strong>der</strong> bzw. sind inadäquat, falls die elterliche Interaktion<br />
nachgeahmt wird. Nach Pope und Müller (1976: 51) kann <strong>der</strong> Nutzen einer Ehe indessen erst<br />
zum Vorschein kommen, wenn Ehemann und Ehefrau ihre Rolle im Ehealltag erfolgreich<br />
erfüllen und wenn im Falle eines Partnerschaftsproblems angemessen reagiert werden kann.<br />
Innerhalb einer Einelternfamilie erlernt <strong>das</strong> Kind nur ein Geschlechterrollenmodell. Beson<strong>der</strong>s<br />
in <strong>der</strong> Konstellation mit einem gegengeschlechtlichen Elternteil werden ungeeignete<br />
Rollenbil<strong>der</strong> vermittelt. Beispielsweise kann die alleinerziehende Mutter ihrem Sohn die<br />
Ehemannrolle weniger gut vermitteln als <strong>der</strong> Vater selbst. Da die Mutter in <strong>der</strong> neuen<br />
Lebenssituation jede anfallende Aufgabe allein erfüllt, können sich beim Sohn überhöhte<br />
Erwartungen an die Rolle seiner zukünftigen Ehefrau entwickeln, was die Qualität und<br />
Stabilität <strong>der</strong> späteren Ehe gefährden kann (vgl. Diefenbach 2000: 42). Vor allem dann, wenn<br />
<strong>das</strong> Kind bei <strong>der</strong> <strong>Scheidung</strong> noch jung war und lange Zeit in einem Ein-Eltern-Haushalt gelebt<br />
hat, kann sich solch ein Effekt bemerkbar machen. Diese Annahme findet ihre empirische<br />
Bestätigung unter an<strong>der</strong>em bei Amato (1996: 638). Die elterliche <strong>Scheidung</strong> im Alter von null<br />
bis zwölf Jahren erhöht die <strong>Scheidung</strong>swahrscheinlichkeit um 60 %, bei den 13- bis 19-Jährigen<br />
um 23 % und bei noch älteren Kin<strong>der</strong>n nur noch um 20 %. Je früher die <strong>Scheidung</strong><br />
stattfindet, umso kürzer ist demnach die Zeit zum Erlernen <strong>der</strong> angemessenen Rollen (vgl.<br />
ebd.: 639). Auch bei den Ergebnissen von Hullen (1998: 30) zeichnet sich eine Altersabhängigkeit<br />
ab. Er konnte zeigen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> <strong>Scheidung</strong>srisiko bei Kin<strong>der</strong>n unter sieben Jahren<br />
um 50 % größer ist. Das Risiko weist bei den unter 14-Jährigen einen um 21 % höheren und<br />
bei einem Alter über 14 Jahren einen nur noch gering erhöhten Wert <strong>auf</strong>. Amato (1996: 628)<br />
stellte außerdem fest, <strong>das</strong>s die bereits <strong>auf</strong>gegriffenen Indikatoren wie <strong>das</strong> Alter bei <strong>der</strong> Heirat,<br />
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