Diplomarbeit Der Einfluss der elterlichen Scheidung auf das ... - ifb
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<strong>das</strong>s diese Krise noch vor <strong>der</strong> Heirat erfolgt. In diesem Sinne besagt die „Weeding“-<br />
Hypothese 18 , <strong>das</strong>s eine Beziehung <strong>auf</strong> lange Sicht umso stabiler ist, je länger eine Partnerschaft<br />
bereits vor <strong>der</strong>en Institutionalisierung bestand. (vgl. Hall 1999: 122; Arránz-Becker<br />
2008: 45) Gegensätzlich dazu konstatiert die „Kinds-of-People“-Hypothese, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
voreheliche Zusammenleben <strong>das</strong> <strong>Scheidung</strong>srisiko erhöht. Dieser scheinbar kausale Zusammenhang<br />
wird jedoch über einen Selektionseffekt vermittelt, nach dem gerade Personen mit<br />
„ungünstigen“ Eigenschaften zu einer Lebensgemeinschaft vor <strong>der</strong> Ehe tendieren (vgl.<br />
Arránz-Becker 2008: 46). Zu diesen Merkmalen zählen ein unkonventioneller Lebensstil, die<br />
Konfessionslosigkeit, eine ablehnende Haltung gegenüber <strong>der</strong> Ehe sowie <strong>Scheidung</strong>serfahrungen<br />
in <strong>der</strong> Herkunftsfamilie. Diekmann und Engelhardt (1995b: 223) stellten eine<br />
Erhöhung des <strong>Scheidung</strong>srisikos um 40 % bis 60 % bei vorgeschalteter Probeehe fest. Ihre<br />
Vermutung, <strong>das</strong>s ein Selbstselektionseffekt zu diesem Zusammenhang führt, konnten Brü<strong>der</strong>l,<br />
Diekmann und Engelhardt im Jahr 1997 bestätigen. Hierbei zeigten Ehen mit vorgeschalteter<br />
nichtehelicher Lebensgemeinschaft generell ein geringeres <strong>Scheidung</strong>srisiko (1997: 215f.).<br />
Auch Hall (1999: 136) konnte die „Weeding-Hypothese“ bestätigen. Dabei ist eine Probeehe-<br />
Dauer von mindestens drei Jahren ausschlaggebend. Bei einer kürzeren Zeit des Zusammenlebens<br />
wirkt sich die Probephase hingegen destabilisierend aus.<br />
Dass sich potentielle Partner überhaupt treffen hängt von <strong>der</strong> Opportunitätsstruktur ab, welche<br />
sozial geprägt ist. Die alltäglichen Handlungsräume (wie Arbeitsplatz, Organisationen,<br />
Vereine, Wohngebiete, Religionsgemeinschaften) stellen die jeweils individuellen Heiratsmärkte<br />
dar, da man mit diesen Menschen regelmäßig in Kontakt tritt (vgl. Hill/Kopp 2001:<br />
25ff.). Blossfeld und Timm (2003) thematisieren in ihrer Arbeit die Rolle des Bildungssystems<br />
als Heiratsmarkt. Dabei hält vor allem die Selektionsfunktion des Bildungssystems<br />
wichtige Konsequenzen für die Beschaffenheit des Partnermarktes bereit: (1) Weniger fähige,<br />
schulisch benachteiligte Kin<strong>der</strong> verlassen <strong>das</strong> Bildungssystem an einer früheren Selektionsstufe<br />
und somit in einem jüngeren Alter als die „besseren Schüler“. Durch ihren frühen<br />
Eintritt in den Arbeitsmarkt erreichen sie schneller als Gleichaltrige die ökonomische Unabhängigkeit<br />
von den Eltern und sind gleichzeitig früher für eigene Familienbildungsprozesse<br />
bereit. <strong>Der</strong> Einstieg in <strong>das</strong> Berufsausbildungssystem ist oft mit heterogenen Netzwerken und<br />
Kontakten am Arbeitsplatz und in <strong>der</strong> Freizeit verbunden. (vgl. ebd.: 5f.) Dabei ist die<br />
Segregation im Erwerbssystem laut Klein und Lengerer (2001: 270) schon deutlich geringer<br />
ausgeprägt als noch im Bildungssystem. Generell erhöht sich die Chance, mit Personen in<br />
18<br />
Dieser Partner hat die „Auslese“ erfolgreich überstanden (weeding, engl. für „Jäten“ bzw. „Auslese“).<br />
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