Diplomarbeit Der Einfluss der elterlichen Scheidung auf das ... - ifb
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fassung einer lebenslangen, monogamen Ehe. Zu diesem Bild gehörte auch die traditionelle<br />
Aufgabenteilung zwischen Mann und Frau (vgl. ebd.). Die für Westdeutschland typische<br />
Zuordnung <strong>der</strong> Frauen und Mütter zur Hausarbeit und Kin<strong>der</strong>erziehung führte zu einer<br />
ökonomischen Abhängigkeit <strong>der</strong> Ehefrau von ihrem Mann. Aus diesem Grund spielten, vor<br />
allem für die Frau, ökonomische Überlegungen auch zu dieser Zeit noch eine wichtige Rolle<br />
bei <strong>der</strong> Partnerwahl. Das neue Familienideal setzte sich in Westdeutschland erst in den 50er<br />
und 60er Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts in allen Sozialschichten durch. Neben <strong>der</strong> Unterstützung<br />
durch die Kirche trug auch <strong>der</strong> Wirtschafts<strong>auf</strong>schwung zur Verbreitung des neuen<br />
Familientyps bei. Das für alle Arbeitnehmer verbesserte Lohnniveau rückte ökonomische<br />
Überlegungen weiter in den Hintergrund und auch die Wahl weniger beengter Wohnverhältnisse<br />
erleichterte die Entfaltung von Emotionen. (vgl. ebd.: 19) Ab Mitte <strong>der</strong> 1960er Jahre<br />
hatte sich die Verbindlichkeit <strong>der</strong> Ehe jedoch grundlegend abgeschwächt. Die Krise lässt sich<br />
deutlich am Rückgang <strong>der</strong> Geburtenzahlen, an einer abnehmenden Heiratsneigung und<br />
zunehmenden <strong>Scheidung</strong>sneigung sowie an <strong>der</strong> Pluralisierung nichtehelicher Partnerschaftsformen<br />
ablesen. (vgl. ebd.: 21) Auch wenn die Ehe im Zuge von Individualisierung und<br />
Pluralisierung an Bedeutung verloren hat, handelt es sich bei <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kernfamilie<br />
immer noch um die häufigste Familienform. Nach Wilk (2002: 122f.) stellt sie hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Frage, wie Elternschaft gelebt werden sollte weiterhin <strong>das</strong> Ideal- und Leitbild unserer<br />
Gesellschaft dar. Zu den Aufgaben einer Familie gehören nach Widmer und Bodenmann<br />
(2008: 181) <strong>auf</strong> <strong>der</strong> einen Seite die Gewährung von emotionaler Sicherheit, Geborgenheit,<br />
Bindung sowie Liebe und <strong>auf</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die Vorgabe klarer Strukturen, Aufgaben und<br />
Regeln. Damit wird gleichzeitig auch die Sozialisation nachfolgen<strong>der</strong> Generationen gesichert.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> systemischen Sichtweise wird die gesamte Familie als ein System begriffen,<br />
wobei sowohl die Paarbeziehung <strong>der</strong> Eltern als auch die Eltern-Kind-Beziehung einzelne<br />
Subsysteme darstellen (vgl. Oberndorfer 1991: 9f.). Die Systeme versuchen nach einer<br />
gravierenden Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Gesamtstruktur, z. B. durch eine <strong>Scheidung</strong>, ihr Gleichgewicht<br />
wie<strong>der</strong>herzustellen. Davon betroffen sind Traditionen, Werte, Regeln und Rollenverteilungen.<br />
(vgl. Hofer 2002: 15) Die beiden folgenden Kapitel zeigen unter an<strong>der</strong>em, wie<br />
diese Reorganisation in den beiden Formen <strong>der</strong> Nach-<strong>Scheidung</strong>sfamilie vonstattengeht.<br />
2.2.2 Einelternfamilien<br />
Bei dieser Familienform besitzt ein Elternteil (am häufigsten die Mutter) die alltägliche<br />
Verantwortung und Erziehungs<strong>auf</strong>gabe für ein o<strong>der</strong> mehrere Kin<strong>der</strong>. Nach Peuckert (2008:<br />
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