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(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

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Geschäftsführung waren, ja. Die anderen Gesellschaftsanteile hat zu hauptsächlichen<br />

Teilen der Herausgeber besessen und dementsprechend ist auch agiert worden.<br />

Oder sagen wir so, sein Wort war Gesetz. Als Betriebsrat, der ich ja auch<br />

kurzfristig war, knapp vor dem Ende, weil ich der Ansicht war, dass der vorherige<br />

Betriebsrat eher mit der Geschäftsführung zusammengearbeitet hat, als die<br />

Interessen der Arbeitnehmer wahrzunehmen, hab ich mich dann an seiner Stelle<br />

und fast illegal um all diese Sachen gekümmert, ja. Auf jeden Fall, der Verein im<br />

Eigentum der Mitarbeiter hatte <strong>ganz</strong> wenige Anteile. Es ist aber monatlich eine<br />

gewisse Summe vom Gehalt abgeliefert worden in den Verein, und der wiederum<br />

hat die an das Grundkapital von der Zeitung abgeführt. […] Ja, das war die<br />

Struktur im Eigentum der Mitarbeiter. <strong>Das</strong> heißt, sie war ein bisschen ein<br />

Feigenblatt und zu reden hatten die Leute zumeist nichts, ja. Also, sie hatten<br />

zumindest keinerlei Einfluss auf Geschäftsführung, auf Zahlen, auf die Blattlinie,<br />

auf sonst irgendetwas. […] Also, »im Eigentum der Mitarbeiter« hat sich zwar<br />

sehr schön ausgemacht, aber gegen Ende hin haben sich immer mehr Leute aus<br />

der Redaktion aufgeregt, warum steht da eigentlich noch »im Eigentum der<br />

Mitarbeiter« drauf, weil so ist es ja eigentlich nicht.<br />

[…]<br />

– Man kann das ja aus den Zeitungsberichten von Konkurrenzblättern gut herauslesen,<br />

wie erstaunlich kurzfristig vor dem Ende noch dieser Zweckoptimismus<br />

verbreitet wurde, der ja weit entfernt war von jeder Realität.<br />

Kurt P. – Ja, und das war eben… Ich mein, es war beschämend. Der Abschied…<br />

ich mein, ich sag das jetzt nur aus zweiter Hand, aber ich hab keinen<br />

Grund, an den Dingen zu zweifeln, weil die Leute, die mir das gesagt haben,<br />

waren langjährige Kollegen und Mitarbeiter… Es war beschämend, wie die letzte<br />

Ausgabe zusammengebastelt wurde. Es haben sich wieder diese, intern, diese<br />

Vierer- oder Dreierbande, wie sie genannt wurden, der Herausgeber und seine<br />

Stellvertreter, die haben sich’s irgendwie ausgeschnapst, wie das aussehen soll<br />

und es ist eigentlich keiner von den Mitarbeitern in der letzten Ausgabe zu Wort<br />

gekommen. Es hat dann eine solche Bildergalerie gegeben, wer was war und wir<br />

sagen Adieu und so weiter. Und es ist wieder einmal die verfälschte Wahrheit<br />

über das Ende dargestellt worden. Also, man hat nicht einmal am Schluss den<br />

Mut besessen zu sagen, so ist es. […] Ich möchte sagen, dass da zum Teil schon<br />

die Bitterkeit aus mir spricht, aber aus der Zeitung hätte man wesentlich mehr<br />

machen können. Und es ist, es war zum guten Teil die Verbohrtheit der Geschäftsführung,<br />

dass es sie nicht mehr gibt. Wobei man auch sagen muss, auf die Weise,<br />

wie er es aufrechterhalten hat, hat der Herausgeber über lange Zeit sehr viel<br />

Geschick bewiesen, nämlich im Lukrieren von Presseförderungen. Weil aus eigener<br />

Kraft hätte sie sich nicht erhalten können. Und das ist auch… das ist auch, der<br />

hat den Wandel nicht mitbekommen, ja. Der Wandel, der auch im Kopf des<br />

Herausgebers stattfinden hätte sollen und in den Köpfen seiner Adlaten, die ihm<br />

scheinbar auch blind geglaubt haben, dass man eine Zeitung nicht auf ewig und<br />

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