20.11.2014 Aufrufe

(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Spielzeuggeschäft auch Textil gehabt und wir haben eigentlich alle sehr gern<br />

bedient. Aber natürlich mit der Zeit dann haben wir schon gemerkt, dass es sehr,<br />

wie soll ich sagen, mit einem Verkauf in dem Fall ja nichts mehr zu tun hat, nicht.<br />

<strong>Das</strong> ist der Jugend Ideal. Und es ist eine Massenansammlung und es ist auch ein<br />

anderes System. Ich mein, bei uns damals, wir haben auch viel zu tun gehabt und<br />

es waren auch viel Leut bei uns drinnen, überhaupt Weihnachten oder was, aber<br />

ich mein, die hast bedient und du hast eine Ordnung im Geschäft auch gehabt, das<br />

du jetzt ja nicht hast, nicht. Weil es wird herumgeräumt, es werden viele Sachen<br />

verschmutzt auch, sagen darfst nichts. Es ist halt die neue Philosophie und mit der<br />

musst du fertig werden, nicht. Aber es ist eh überall gleich, egal, welches<br />

Geschäft es ist. Es ist das neue Prinzip, kommt mir vor. Du sollst keinen Kunden<br />

verlieren. Aber nur, ich mein, eine Ordnung soll doch drinnen sein, weil deshalb<br />

verlier ich ja keinen Kunden oder was. Wenn man auf etwas hinweist, dass das<br />

nicht sein darf. Aber du darfst keine, wie soll ich sagen, Anordnungen mehr<br />

geben, nicht. Die haben da freie Hand. <strong>Das</strong> ist es und das ist eine Umstellung, mit<br />

der ich erst fertig werden muss. Als Älterer tust dir schwerer, die jungen Leut<br />

akzeptieren das, weil das eben so ist, aber als Ältere hast du halt schon gerne ein<br />

bissel eine Ordnung und du willst ja eingehen auf einen Kunden, aber das ist ja<br />

in dem Fall nicht mehr der Fall.<br />

Warenaufräumen<br />

– Also, die Kunden interessieren sich auch nicht mehr für Ihre Beratung?<br />

Frau Ninaus – Nein, nein, nein. <strong>Das</strong> ist <strong>ganz</strong> wenig. Sagen wir, ältere Kundinnen<br />

vielleicht, aber die kommen eh fast nicht. Wenn sie sich nicht so auskennen<br />

oder dass sie sagen, wie oder wo oder vor allem: »Können Sie mir helfen, wo das<br />

ist?« Aber sonst… beraten, brauchst du nimmer, nein.<br />

– Und Ihr Aufgabenbereich?<br />

Frau Ninaus – Na ja, ich bin in der Unterwäsche und ich sag eh, bedienen<br />

brauch ich nicht allzu viel, das sind nur eher ältere Kunden. Wenn sie, sagen wir,<br />

eine größere Größe brauchen, die wir nicht haben [lacht], dass sie fragen, oder<br />

wenn Herren kommen. Aber die Jugend an und für sich sucht da selber, weil die<br />

räumt eh herum, es schaut oft eh aus wie ein Chaos [lacht]. Und dann wird sehr<br />

viel probiert auch bei uns. Wir stehen sehr viel in der Kabine, weil wir ja immer<br />

schauen müssen, dass alles in Ordnung ist, weil wenn du nicht dort bist, hast du<br />

Berge drinnen, weil es lasst ja jeder alles drinnen. Und jetzt muss ich Ihnen was<br />

erzählen, man kann sich das fast nicht vorstellen, aber die jungen Mädchen probieren<br />

die Unterhosen, ohne dass sie die eigene anlassen und wenn man sich vorstellt,<br />

man kauft eine Unterhose, zehne vorher haben die schon angehabt und<br />

wahrscheinlich waschen sie sie gar nicht zu Hause! Na, ist das nicht unhygienisch?<br />

Aber ich hab eh gesagt, wir könnten ein Schild anbringen: Aus hygienischen<br />

Gründen oder so, aber die Oberen sagen: »Nein, das wollen wir nicht!« Na<br />

ja. Ja, und sonst halt den <strong>ganz</strong>en Tag Waren nachteilen. Wir in der Wäsche, bei<br />

uns ist es ja praktisch, weil wenn neue Ware kommt, die ist fast alle Tag da, wir<br />

88

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!