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(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

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drei oder vier Kinder haben oder es ist eh nur eins, und es ist trotzdem zu viel<br />

Belastung.<br />

– Da ist die Schule ebenfalls mit den Problemen überfordert.<br />

Melitta – Die Schule schafft nicht einmal den Lehrstoff. Die jammern schon,<br />

dass zu wenig Unterrichtsstunden gehalten werden können und zu wenig Lehrer<br />

vorhanden sind. Die haben nicht die Möglichkeit, dass sie sich mit jedem Schüler<br />

einzeln befassen, bei 30 Schüler in der Klasse. <strong>Das</strong> ist zu viel. Und ich denke, die<br />

Familien sollen ein bisschen mehr tun. Aber was soll es? Gesetzlich ist es nirgends<br />

festgeschrieben. Bestrafen kann man das auch nicht. Die Kinder haben<br />

immer mehr Rechte, was auch gut ist, weil auf der anderen Seite gibt es so viele<br />

Familien, wo die Kinder misshandelt werden, auf verschiedene Weise. In diesem<br />

Sinne ist es gut, dass die Kinder Rechte haben. Aber auf der anderen Seite, andere<br />

Jugendliche oder Kinder nützen das aus. Die Mutter oder den Vater oder wenn<br />

die Mutter alleine ist, die ist dann hilflos, weil die Kinder ständig schreien und<br />

irgendwann kann sie das nicht mehr aushalten und dann möchte sie das Kind<br />

bestrafen und dann sagt das Kind: »Ich gehe zur Polizei oder zum Jugendamt<br />

oder ich zeige dich an.« Aber ein Gesetz, das für alle passt, das gibt es nicht. Da<br />

muss es Abweichungen geben. Solche Leute sind das.<br />

[…]<br />

Die Leute leben hier zusammen, aber es gibt keinen Halt<br />

Melitta –Da muss ich Ihnen wirklich sagen, die Bewohner aus dem Ausland<br />

machen weniger Probleme als die Österreicher, vor lauter Angst womöglich. <strong>Das</strong><br />

Einzige, was ich nicht verstehe, dass die Leute – manche – nicht Deutsch lernen.<br />

Die sitzen daheim und sprechen nur Türkisch oder Jugoslawisch oder was weiß<br />

ich, was die alles sprechen. Vietnamesen sind auch hier – die sind wirklich alle<br />

sehr lieb.<br />

– Die Menschen aus dem Ausland halten sich also eher im Hintergrund?<br />

Melitta – Ja. Und eigentlich sind sie ordentlich. Weil sie halten sich eigentlich<br />

eher an die Regeln als die Inländer. Wenn irgendwo steht, dass man etwas nicht<br />

darf, dann machen sie das auch nicht.<br />

– Die Inländer halten sich weniger an die Regeln?<br />

Melitta – Ja, wenn es niemand sieht, was sie machen, dann ist es ihnen egal.<br />

– Die Leute müssen ja hier zusammenleben.<br />

Melitta – Die Leute leben hier zusammen, aber es gibt keinen Halt. Und ich<br />

denke, das wird noch doppelt so schwierig, weil das hier alles so gemischt ist. Die<br />

Schwarzen leben hier, die Vietnamesen leben hier, dann haben wir Türken. Es<br />

leben wirklich viele Menschen aus verschiedenen Nationen hier. Und das in<br />

einem Land wie Österreich, das eigentlich immer noch sehr ausländerfeindlich<br />

ist. Da kann man nur hoffen, dass es mit der Zeit besser wird.<br />

[…]<br />

Ja, die Gegend ist halt so hier. Hier werde ich nicht unbedingt um ein Uhr in<br />

der Nacht alleine spazieren gehen. Also, auf meiner Terrasse sitze ich schon, da<br />

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