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(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

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lichen Thema Gewalt gegen Frauen schuf und die von 1996 bis 2000 an einem<br />

frequentierten Ort neben der Mur stand, wurde in einer Nacht- und Nebelaktion<br />

entfernt. Von verantwortlichen Politikern wurde ihr zwar ein Ersatz-Standort versprochen,<br />

aber dabei blieb es auch schon. Sie spürt den täglichen Kampf im<br />

Kunstbereich härter werden. Da ihr projektorientiertes, gerade kostendeckendes<br />

Arbeiten für eine private Absicherung im Alter nicht reicht, gerät sie unter ökonomischen<br />

Druck. Zu den vielen Unsicherheiten kommen jetzt, wo sie älter ist,<br />

neue Probleme und Formen der Diskriminierung hinzu. Die Verteidigung ihre<br />

Prinzipien gegen die Schnelllebigkeit, gegen sich ständig verändernde Anforderungen<br />

und stärker werdende Einflüsse der Ökonomie – nicht zuletzt Strategie<br />

der Distinktion, um sich ein Überleben im angestammten Sektor zu sichern –<br />

kostet sie immer mehr Kraft. Die nachfolgende jüngere Generation könne sich<br />

den äußeren Bedingungen schneller und wendiger anpassen. Sie selbst hat keinen<br />

Jugend-Bonus mehr, der gerade den in der Kunst so wichtigen Innovationsanspruch<br />

zu erfüllen verspricht. Veronika sieht sich zwischen älteren Künstlerinnen,<br />

deren Arbeit vereinzelt anerkannt wird, und jüngeren Künstlerinnen, die<br />

jene Netzwerke und Errungenschaften gut zu nützen wissen, die ihre Generation<br />

mühselig aufgebaut hat. <strong>Das</strong>s dieses seltsame Zwischendasein für sie noch ein<br />

gutes Ende nimmt, glaubt sie nicht. Die sich verschärfenden Machtkämpfe in<br />

einem Feld, in dem die Ressourcen kontinuierlich verringert werden, und die<br />

spürbare Verschlechterung des Klimas in ihrem Arbeitsfeld lassen immer weniger<br />

Raum. Schiefe Blicke und offene Aggressionen nehmen zu. Immer wieder<br />

neue Strategien zu entwickeln und auf die Veränderungen flexibel zu reagieren,<br />

um weitermachen zu können, darum gehe es jetzt.<br />

Eine Künstlerin<br />

(Interviewerin: Bettina Messner)<br />

Außerhalb jeder Norm<br />

[…]<br />

– Ich stelle immer wieder fest, dass es eine Zeit dauert, bis man akzeptiert wird,<br />

wenn man von außen kommt.<br />

Veronika – Ich hab mich nie bemüht, in die Künstlerkreise reinzukommen. <strong>Das</strong><br />

war, weil ich nicht in diese Richtung gearbeitet habe. Irgendwie habe ich <strong>ganz</strong><br />

anders gedacht. Den Künstlertypus von damals in Graz habe ich abgelehnt. Da<br />

waren nur Männer, die sich egozentrisch als Genies gebärdeten. […] Ich hab<br />

immer spartenübergreifend gearbeitet. Ich habe immer schon außerhalb jeder<br />

Norm gearbeitet. Ich hätte sicher angepasst arbeiten können, aber das reizte mich<br />

nicht. […]<br />

– Außerhalb der Norm, so stellen sich die meisten das Leben als Künstlerin<br />

auch vor. Die Bilder und die Realität des Lebens als Künstlerin…<br />

Veronika – [unterbricht] Als Künstlerin ist man sofort den Klischeebildern ausgeliefert,<br />

die <strong>ganz</strong>, <strong>ganz</strong> tief verwurzelt sind. Entweder bist du die Hure, sozusa-<br />

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