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(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

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Ich kann dem Kind keine sichere Zukunft garantieren<br />

– Ob du dir auch vorstellen kannst oder wünschst, Kinder zu bekommen?<br />

Franz H. – [Atmet durch] Eigentlich weniger. Kinder möchten wir eigentlich<br />

keine haben. Weil wir haben das Haus da, und da geht eigentlich das <strong>ganz</strong>e Geld<br />

hinein. Ich meine, Kind würde ich sagen okay, aber erst wenn ich fertig bin.<br />

Allerdings nehme ich an, was die Sachen kosten und was ich verdiene, ist das in<br />

20 Jahren, wenn ich über 50 bin. Da wird’s es, glaube ich, nicht mehr bringen.<br />

Ein Kind möchte ich nur dann, wenn wirklich genug Geld da ist und so keine<br />

Probleme sind. Weil ich sehe es bei vielen Kollegen, ein Kind, zwei Kinder, dann<br />

kommt der her und sagt: »Du, kannst du mir vielleicht 500 Schilling [ca. 36 €]<br />

leihen, weißt eh, wegen der Kinder.« Und das. Und ich möchte nicht, dass ich so<br />

rumrennen muss und irgendwen anschnorren, weil mir das Geld ausgeht. Ich<br />

möchte, dass meine Kinder was haben. Es braucht nur was Größeres kaputt werden<br />

am Haus, dann hast du gleich auf drei, vier Monate überhaupt kein Geld. Weil<br />

beispielsweise eine Heizung… Ohne Heizung kannst du nicht leben. <strong>Das</strong> muss<br />

sofort gemacht werden, wenn’s hin ist.<br />

– Also wegen des Hauses.<br />

Franz H. – [Pause] Na ja. Ein bisschen ist es schon auch wegen der Wirtschaft.<br />

Wie sich das alles entwickelt, nicht wahr. Ich seh’s auch bei vielen Arbeitskollegen.<br />

Ich habe bisher nur negative Sachen gesehen. Die Kinder, wenn sie größer<br />

sind, finden keinen Lehrplatz. Andere haben wieder mit Drogen Probleme.<br />

Ich meine, es kommt immer drauf an, in welche Gesellschaft die in der Schule<br />

reinkommen. Weil ich kann dem Kind keine sichere Zukunft garantieren, wenn<br />

ich wirklich ein Kind hätte. <strong>Das</strong> Haus kann ich ihm gerade geben, und wenn ich<br />

Pech habe, sogar ein verschuldetes Haus, wenn ich es nicht schaffe, es fertig<br />

abzubezahlen, weil du halt laufend neue Sachen brauchst. Und ich habe halt keinen,<br />

wo ich sagen kann, ich wüsste fix, dass er dort oder dort anfangen kann, oder<br />

dass er überhaupt Interesse hat. Weil du überhaupt nicht voraussehen kannst, was<br />

wird.<br />

– Wie ist das denn mit dem Haus, du hast aber gesagt, du hast das geerbt?<br />

Franz H. – Die Hälfte. Wie der Großvater gestorben ist, hat die Hälfte mein<br />

Vater gekriegt und die andere Hälfte meine Tante. Und weil ich das unbedingt<br />

haben wollte, hat der Vater gesagt, ja, er braucht’s nicht, weil er hat eh das eigene<br />

Haus, er schenkt mir die Hälfte. Und meine Tante habe ich mit 700.000<br />

Schilling [ca. 50.870 € ] ablegen müssen [Ablöse gezahlt]. Weil ich seh das auch<br />

bei anderen, alles was über einer Million Schilling [ca. 72.670 €] ist, da wirst du<br />

nie mehr fertig mit dem Zahlen. Die Zinsen bringen dich um. Du zahlst und<br />

zahlst, und es wird von der Schuld eigentlich nichts weniger, du zahlst immer nur<br />

Zinsen. Und jetzt habe ich zwar das Haus, aber anderthalb Millionen [Schilling,<br />

ca. 109.000 €] gehen noch hinein, bevor ich alles fertig habe. Wenn ich 50 bin,<br />

dann ist es fertig [lacht bitter].<br />

Wenn du eine Frau hast, die unbedingt Hausfrau sein will, das geht heutzutage<br />

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