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(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

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Ein Werkzeugmacher<br />

(Interviewer: Gilles Reckinger)<br />

Franz H. – Im Werkzeugbau, da ging’s um Schleifen, Fräsen, Werkzeuge anfertigen,<br />

Drehen und so weiter. Und dann ist der VW-Transporter ausgelaufen, da<br />

waren die Verträge aus, und da haben sie 2000 Leute gekündigt. Und da ist der<br />

Werkzeugbau reduziert worden von 200 Leute auf zehn Leute [lacht kurz]. Da bin<br />

ich dann auch weggekommen. <strong>Das</strong> war 1993. Ich war insgesamt achteinhalb<br />

Jahre in diesem Werk. [Pause]<br />

– Und wie ist das abgelaufen? Haben die dich gekündigt?<br />

Franz H. – Nein, ich bin erst mal versetzt worden, zu den CNC-Maschinen, das<br />

wollte ich dann aber eigentlich überhaupt nicht mehr machen, weil ich eigentlich<br />

daran gewöhnt war, dass ich meine Ruhe habe beim Arbeiten, was ich dort überhaupt<br />

nicht habe. Und da habe ich mir meinen Unmut halt anmerken lassen: Ist<br />

mir wurscht und so. Weil ich wieder von vorne anfangen musste. Weil es ist so:<br />

Du fängst wieder mit dem untersten Stundenlohn an, und dann wird halt<br />

geschaut, wie viel du machst, und da wirst du dann eingestuft nach dem, was du<br />

machst. Du wirst dann um zwei Schilling [0,15 €/Stunde] erhöht, pro Monat, bis<br />

du halt wieder deinen fixen Betrag hast. Da kriegst du dann halt auch die schlechteren<br />

Arbeiten.<br />

– Die erkennen das nicht an, dass du schon in einer anderen Abteilung gearbeitet<br />

hast?<br />

Franz H. – Nein. Es ist zwar eine große Firma, aber du wirst eingestuft, als hätten<br />

sie dich neu aufgenommen.<br />

– Und wie ist das dann da mit den Kollegen gewesen, wie du dann bei den<br />

CNC-Maschinen warst, haben die dich dann auch irgendwie anders behandelt?<br />

Franz H. – Ja, es waren nur noch zwei Kollegen, die ich noch von vorher<br />

gekannt habe. Da waren recht viel neue dabei. Es gibt halt wie immer ein paar<br />

Einibeisser, die zum Chef rennen und sagen: »Da täten sich am Tag auch ein paar<br />

100 Stücke mehr ausgehen.« Dann hast du nämlich überhaupt keine Freizeit<br />

mehr.<br />

– Und wegen dem Stress hast du dann nicht bleiben wollen?<br />

Franz H. – Ja. Ich habe es mir halt anmerken lassen. Ich habe immer weniger<br />

gemacht, immer unter meinem Pensum. Bis sie gesagt haben: »Den können wir<br />

nicht brauchen.« Und dann haben sie gesagt: »Tut uns Leid«, und dann habe ich<br />

die Kündigung gekriegt, was ich eigentlich eh wollte, mit einer Abfertigung.<br />

75.000 Schilling [ca. 5450 €] oder so. <strong>Das</strong> sind, glaube ich, fünf Gehälter oder so.<br />

– Wie ist das dann nach der Kündigung abgelaufen, hast du dann was Neues<br />

gefunden?<br />

Franz H. – Die Kündigungsfrist war, glaube ich, drei Monate. <strong>Das</strong> verlängert<br />

sich ja immer. Da habe ich mir jede Woche einen Tag Arbeitssuche aussuchen<br />

können, den ich normal gezahlt bekommen habe. [Pause] Ja, und es war eigent-<br />

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