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(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

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– <strong>Das</strong> heißt, Sie und Ihre Kollegen arbeiten mit freien Dienstverträgen beziehungsweise<br />

mit Werkverträgen und in diese Richtung?<br />

Kurt P. – Oder ständige freie Anstellungen. Auf jeden Fall nicht so, dass du<br />

nach einer KV-Basis [Kollektivvertrag] bezahlt wirst, nicht. Also maximal zwölf<br />

Gehälter, also 13, 14 oder sogar 15, wie das nach Journalisten-KV vorgeschrieben<br />

ist, das gibt es nicht.<br />

– Man kann ja in vielen Bereichen beobachten, dass die kollektivvertraglichen<br />

Rechte einfach durch diese Art von Dienstverträgen ausgeschaltet werden.<br />

Kurt P. – Ja, sie werden einfach umgangen und zwar dadurch, dass der Markt<br />

jetzt relativ groß ist, vom Angebot her, aber nicht von der Nachfrage. Wenn man<br />

zu mir vor fünf Jahren gesagt hätte, nur Pauschalierung, hätte ich gesagt: »Diesen<br />

hier« [zeigt den Stinkefinger]. Jetzt muss ich froh sein, dass ich ihn habe, <strong>ganz</strong><br />

ehrlich und offen gesagt, viele andere wären froh, wenn sie es hätten, nicht. Muss<br />

ich echt froh sein. <strong>Das</strong> ist natürlich oft auch eine Verhandlungssache. Nur derzeit<br />

ist man nicht in der Lage, dass man Bedingungen stellt. Ich mein, es ist nicht so,<br />

dass man nicht über die Runden kommen würde, nicht. Aber es ist halt schon<br />

enorm viel Zusatzarbeit, wenn man sich, wenn man halt einmal einen gewissen<br />

Standard hat und die Dinge, die man sich angeschafft hat, etwas kosten. Zum<br />

Beispiel die Hypothek für dieses Haus. Da zahl ich anständig dran im Monat,<br />

nicht. […] <strong>Das</strong> klingt dann so schön, man ist jetzt ein freier Unternehmer und<br />

sucht sich seine eigenen Dienstverhältnisse. Aber in Wahrheit ist es eine moderne<br />

Form von Ausbeuterei und das wird zumeist von Firmen betrieben, die wirtschaftlich<br />

eigentlich nicht so schlecht dastehen, die sich das durchaus leisten<br />

könnten, die Leute ständig anzustellen, oder die einmal sagen könnten, ja,<br />

machen wir den Lohn nach dem Kollektivvertrag, aber begrenzen wir das Dienstverhältnis,<br />

nicht. Die könnten sich das durchaus leisten, sie wollen es aber nicht,<br />

weil sie immer noch bessere Bilanzen legen wollen. Also, auf einen Punkt<br />

gebracht, der Mammon regiert, sonst nichts mehr.<br />

[…]<br />

Ein Existenzdruck, der sich nicht förderlich auswirkt<br />

– Sie waren vorher ja auch nicht in großer Sicherheit. Wo liegt da der<br />

Unterschied?<br />

Kurt P. – Na ja, sagen wir so. Die Sicherheit vorher ist darin bestanden, dass<br />

ich KV-mäßig abgesichert war, ja, und mir schon klar war, dass ich mein Geld<br />

irgendwann bekommen werde, selbst in einem Konkursfall, ja. Also, das einzige<br />

Aus, das da vor mir gestanden ist, war praktisch das einer Firmenpleite. Mein<br />

Arbeitgeber jetzt, der wird wahrscheinlich nicht Pleite machen, weder absehbar,<br />

weder mittel- noch langfristig. Ich denke überhaupt nicht, ja, weil da ist durchaus<br />

ein Management am Werk, das die Zeichen der Zeit erkennt und Erfordernisse<br />

der Kundschaft sozusagen befriedigen kann und daher immer eine Nachfrage und<br />

ein anständiges Einkommen haben wird. Die Sache ist nur die, vielleicht hängt<br />

das auch damit zusammen, dass ich, je mehr ich ins Alter komme… Wobei es von<br />

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