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(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

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Ein Gebäudereiniger<br />

(Interviewer: Johann Verhovsek)<br />

Eine stand-by-Arbeitswelt<br />

– Wie bist du zu der Firma gekommen?<br />

Armin – Ah, ein Übergangsjob nach Bundesheer und nach Arbeitslosigkeit.<br />

Geplant war er wirklich für, ja, drei, vier Monate oder so. Jetzt bin ich da seit 18<br />

Jahren! Angefangen hab ich als Fensterputzer <strong>ganz</strong> normal und schön langsam in<br />

gewisse Verwaltungstätigkeiten reingewachsen und schön langsam übernommen.<br />

Gut. Die letzte Unterbrechung war ja auch typisch [meint damit das Telefongespräch<br />

per Handy, das den ersten Interviewstart unterbrach]. Du hast im Prinzip<br />

keine geregelten Arbeitszeiten, theoretisch ja, aber praktisch bist du eigentlich<br />

fast rund um die Uhr… musst du erreichbar sein, musst du auf Abruf da sein und<br />

grad bei den Reinigungen wie Winterdienst passiert es dir halt, dass um zwei in<br />

der Früh das Telefon geht und dann musst halt ausrücken und Schnee räumen.<br />

Oder wenn ein Kunde dich anruft und sagt, es ist jetzt eben irgendetwas passiert<br />

und er braucht sofort eine Reinigung, musst im Prinzip wirklich stand-by sein.<br />

Also, geregelte Freizeit ist schwierig, sagen wir so. Ich kann nie sagen, wann<br />

meine Leute wirklich freihaben werden, weil ich wirklich sehr schnell und sehr<br />

flexibel auf Kunden reagieren muss. <strong>Das</strong> bringt ein Urlaubschaos, weil du nie<br />

weißt, was da daherkommt.<br />

[…]<br />

– Also, du hast eigentlich jetzt schon eine höhere Position in der Firma, mit<br />

Dienstfahrzeug und so. Kann man das so sagen?<br />

Armin – Mmh, jein. De facto ja, de jure nein. Also, von meinem Status her bin<br />

ich noch immer Hilfsarbeiter, ich mein, meine Tätigkeit ist natürlich schon eine<br />

<strong>ganz</strong> eine andere geworden, schon, ja.<br />

– Was hat sich da für dich geändert? Du wurdest als Fensterputzer eingestellt.<br />

Armin – Na ja, es ist… Es hat sich überhaupt die <strong>ganz</strong>e Personalstruktur sehr<br />

verändert in den letzten Jahren, ahm, wie ich angefangen hab, ja, wir haben – ein<br />

sehr blöder Spaß bei uns – so einen Transitbus mit 9 Sitzplätzen gehabt und wenn<br />

der Bus voll war, waren da 100 Jahr Häfen im Bus. Es waren sehr viel Vorbestrafte<br />

da, sehr viel Leute, die wirklich sehr, sehr am Rande der Gesellschaft gestanden<br />

sind, um es freundlich zu formulieren. <strong>Das</strong> hat sich in der Zwischenzeit total geändert.<br />

Es gibt, glaube ich, wenn überhaupt, noch ein bis zwei Leute bei uns, die<br />

Vorstrafen haben. Alle anderen [sind] zum größten Teil Ausländer, niemand vorbestraft.<br />

<strong>Das</strong> ist auch, ja, es war früher, wie für mich eigentlich, geplant als Übergangsjob.<br />

In der Zwischenzeit sind die meisten Leut mindesten sechs, sieben Jahr<br />

bei uns, also, es ist wirklich zu einem Dauerjob geworden. Früher, da haben wir<br />

eine unheimlich hohe Fluktuation gehabt. Da haben sicher im Jahr 30, 40 Leute<br />

angefangen, bei einem Stand von 15 Leuten. Und jetzt vielleicht zwei, drei neue,<br />

die bei uns pro Jahr jetzt dazukommen, also, insofern hat es sich sehr geändert.<br />

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