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(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

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ist jetzt für die Kollegen, die in der Stiftung drinnen sind wahrscheinlich wahnsinnig<br />

schwer… deine Kontakte, die dir was sagen und bedeuten, verlierst. <strong>Das</strong><br />

baust du dir sehr schwer wieder auf.<br />

– Klar, ja.<br />

Kurt P. – Und, na ja, man müsste sich entweder überlegen, was <strong>ganz</strong> Neues zu<br />

machen, was vielleicht auch in dem Bereich ist. Was weiß ich, es gibt ja da jede<br />

Menge so Pressesprecher und Medientrainertätigkeiten, na ja, und dazu müsste<br />

ich auch wieder den Einstieg finden. Also, da ist man auch wieder auf andere<br />

angewiesen. Es reicht, glaube ich, kaum mehr, sich auf irgendeine Sache speziell<br />

zu konzentrieren und da der Spezialist zu sein. Du musst jetzt, glaube ich, schon<br />

zwei, drei Dinge gut beherrschen und du musst fast ein Allrounder sein. Ich<br />

glaub, das Einzige, was mir den Job bei der Nachrichtenagentur eingebracht hat,<br />

ist, glaube ich, der Ruf, dass ich eigentlich alles machen kann und auch schon<br />

gemacht habe. Ich frag mich nur, wie diese Entwicklung läuft, wenn einerseits du<br />

viel können und viel wissen musst, solch ein Faktor für mich aber nur durch<br />

Erfahrung und Alter bedingt ist und gleichzeitig das Alter am Arbeitsmarkt immer<br />

weniger wert ist.<br />

– Sie meinen Alter als Diskriminierung?<br />

Kurt P. – <strong>Das</strong> ist eine total starke Diskriminierung, die noch dazu sehr dumm<br />

ist. Sie ist dumm und sehr eigennützig, weil das fadenscheinige Argument meines<br />

Erachtens herhalten muss: »Ein Alter kostet uns so viel.« Dann muss ich aber<br />

sagen, dann kriegst du aber auch etwas dafür. Und ich habe aber noch nicht erlebt,<br />

dass irgendjemand einen Alten angestellt hätte, selbst wenn der weniger verlangt<br />

hätte. Nehmen s’ einfach nicht. Weil man an sich dieser Ansicht ist, und das ist<br />

etwas Unseliges.[…] Jeder Wirtschaftsidiot, ich muss jetzt wirklich schon ordinär<br />

werden, hat diesen Weisenrat und diese fünf Weisen in seinem Kopf, wenn er<br />

irgendeine Consultingfirma beauftragt, um für ihn irgendwelche Maßnahmen<br />

auszuarbeiten. Da sitzen fünf altgediente Wirtschaftler drinnen, die etwas auszeichnet,<br />

ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Kontakte. Bei denen haut das hin?<br />

Und bei einem normalen Hackler an einer Maschine nicht? Der eh schon, was<br />

weiß ich, Dreher, Polierer, Schleifer, Fräser… alles machen kann. <strong>Das</strong> versteh ich<br />

nicht. <strong>Das</strong> ist einfach dumm und ich weiß nicht, was da in den Köpfen derjenigen,<br />

die über Arbeitsanstellungen entscheiden, vorgeht.<br />

August/Oktober 2002<br />

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