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(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

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ald dann geschafft auch, eine Karenzvertretung bei den Wiener Grünen zu kriegen,<br />

und da habe ich gesehen, dass es so nicht geht mit Kindern, so wie es…, dass<br />

ich das nicht rüberbringe. Ich kann es einfach nicht, ich konnte es mit so kleinen<br />

Kindern nicht übereinbringen.<br />

– Vom Emotionalen oder vom Finanziellen her? Gab es keine Kinderbetreuungseinrichtungen?<br />

Edith – Es war finanziell so: Der finanzielle Aufwand für eine 40 Stunden<br />

Stelle, [spricht eindringlicher:] also, wenn ich mit meinen Ansprüchen der<br />

Kinderbetreuung eine 40 Stunden Stelle aufrecht erhalten will, mit Kochen,<br />

Abholen, mit…, da wird der finanzielle Aufwand dann so groß, dass ich dann<br />

effektiv frage: Wie viel bleibt dann mir, nicht? Auch wenn ich gar nicht so<br />

schlecht verdient habe. Es kostet so unheimlich viel, wenn ich für jeden Pieps<br />

irgendwen zahlen muss und irgendwas organisieren muss, vom Mittagessen bis<br />

zur Abholfrau bis zur Abendbetreuung bis zur was weiß ich was. Wenn man in<br />

einem flexiblen Job ist, das… [ringt um Worte] das, und die Kinder trotzdem sehr<br />

darunter leiden, dass die Mutter auf einmal voll weg ist.<br />

– Du warst vorher immer da?<br />

Edith – Ich war zumindest erreichbar. Ich war nicht immer da, das stimmt nicht,<br />

ich war nicht wirklich immer da, aber ich war irgendwie greifbar, und dann war<br />

ich es nicht mehr. Und das hat mich in einen irrsinnigen Zwiespalt gebracht,<br />

wobei ich dazusagen muss, dass die Wiener Grünen in den Wahlzeiten, in den<br />

Wiener Gemeinderatswahlzeiten, nicht unbedingt ein einfacher Job war, das muss<br />

ich dazusagen. Aber das habe ich dann gesehen, das geht nicht. Und da hat es<br />

dann wieder angefangen, wenn du dann wieder einen Halbtagsjob hast, dann verdienst<br />

du wieder so wenig. Vor allem, wenn du als ältere Arbeitnehmerin, die ich<br />

damals ja auch schon war, eigentlich auch keine Auswahl mehr hast. Dann hat<br />

mir sehr stark meine, einerseits Überqualifikation, und auf der anderen Seite<br />

meine Unterqualifikation hat mir irrsinnig zu schaffen gemacht. Weil ich war<br />

überqualifiziert von meiner universitären Ausbildung her, aber unterqualifiziert<br />

im täglichen Bürokram. Weil ich habe nicht Schreibmaschine schreiben können.<br />

Und da habe ich schon angefangen mit Qualifikationskursen, die mir zum Teil<br />

vom Arbeitsmarktservice bezahlt worden sind oder die ich mir zum Teil selber<br />

angeeignet habe. Ich habe dann eine Menge Zusatzausbildungen gemacht. Ich<br />

habe mich dann um Organisationsentwicklung gekümmert. Dann habe ich noch,<br />

während ich… da war ich noch gerade in Scheidung… und dann im Nachhinein<br />

habe ich die Ausbildung zum Kulturmanager gemacht. Also, ich habe den<br />

Lehrgang für Kulturmanagement auf der Uni in Linz gemacht. <strong>Das</strong> war der erste<br />

Schritt, der mir beruflich zwar nicht viel gebracht hat, außer, dass ich es hinschreiben<br />

kann. Ja, und dann habe ich die <strong>ganz</strong>en Computerkurse, das Schreibmaschine<br />

schreiben und das habe ich dann alles nachmachen müssen, und dann<br />

später habe ich den Erwachsenenbildnerkurs gemacht und eine NLP-Ausbildung<br />

[ihre Stimme wird immer leiser], aber das waren schon auch persönliche<br />

Interessen dann. Weil für mich war immer schon eine Option, mich selbstständig<br />

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