20.11.2014 Aufrufe

(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gefilzt hat, ob ein Diebesgut drinnen liegt und so.<br />

– Also, das ist dir auch…<br />

Armin – [Unterbricht:] <strong>Das</strong> ist mir passiert, das ist fast jedem schon einmal passiert,<br />

wobei es sich… wobei noch niemals irgendjemand uns irgendetwas nachgewiesen<br />

hat.<br />

Solidaritätsaktionen<br />

[Im zweiten Gespräch erzählt mir Armin von einer Solidaritätsaktion für eine<br />

Mitarbeiterin, die nach einer Scheidung eine Aufstockung ihres Halbtagsvertrages<br />

benötigt hätte, um finanziell durchzukommen. Die Firmenleitung hatte<br />

diesbezügliche Anträge abgeblockt. Da sich der Betriebsrat an der daraufhin von<br />

einigen Kollegen initiierten Unterschriftensammlung nicht beteiligte, verlief die<br />

Aktion im Sand. Diejenigen, die trotzdem mitgemacht hatten, mussten mit<br />

Schwierigkeiten rechnen. Armin ärgert dieses Verhalten des Betriebsrates, dem er<br />

generell vorwirft, mehr Firmenpolitik zu betreiben, als sich für die Arbeiter einzusetzen.]<br />

– Also, was ich so rausgehört hab, bei den sozialen Aktionen, bei den<br />

Solidaritätsaktionen bist du immer dabei?<br />

Armin – Ja, natürlich. Ich mein, es ist unser tägliches Brot, wir leben davon.<br />

Ich leb davon, dass die Leute mit mir solidarisch sind in der Arbeit, aber auch im<br />

Privaten setzt sich das dann weiter fort, nicht. Wir können nur, wir können nur<br />

einfach zusammen versuchen, unsere Arbeit zu machen und da musst du auch<br />

Verständnis für die Leute aufbringen, für ihre Probleme, für ihre Sorgen, es geht<br />

nicht anders. Ich verlang von ihnen sehr viel und natürlich können s’ von mir<br />

auch was verlangen, das ist <strong>ganz</strong> logisch.<br />

– Trifft es dich, wenn manche nicht mitmachen?<br />

Armin – Richtig, ja. Wobei ich sagen muss, dass ich es bei manchen Leuten<br />

verstehen kann, weil sie einfach Angst haben. Wie ich auch gehört hab: »Passt<br />

auf, das wird euch auf den Kopf fallen!« Ja, mein Gott, dann fallt es mir halt auf<br />

den Kopf, nicht. Ist er [meint den Betriebsleiter] halt wieder eine Woche mehr bös<br />

auf mich. Ich mein, das kann ich als Mensch nachvollziehen, wenn du Angst hast<br />

um deinen Job oder was, aber gerade der Betriebsrat, der keine Sekunde Angst<br />

haben muss um seinen Job… Ganz im Gegenteil. Ich mein, das kann ich überhaupt<br />

nicht nachvollziehen.<br />

[Armin erzählt über die Probleme, die älteren Arbeitnehmer unter dem herrschenden<br />

Leistungsdruck in Beschäftigung zu halten. Sie sind oft körperlich nicht<br />

mehr in der Lage, die geforderten Zeitvorgaben zu erfüllen. Bei Auftragsverlusten<br />

und daraus resultierenden Kündigungen werden sie nicht selten »aussortiert«.<br />

In Einzelfällen gelingt es, sie in täglichen Routinearbeiten mit geringeren<br />

Anforderungen unterzubringen.]<br />

– Und gibt es auch Beispiele, wo das nicht so gelungen ist?<br />

Armin – Ja, passiert auch immer wieder. […] Da kann es immer wieder passieren,<br />

dass es nicht gelingt, vor allem, wenn jetzt, was weiß ich, bei einem größe-<br />

58

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!