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(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

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hat und dann hast lang die Dankbarkeitshaltung. Na, was glaubst? Nichts besseres<br />

als das. Traut sich so einer aufmucken? Oder so eine? Nein! Super, von der hab<br />

ich schon einmal eine Ruhe. Oder ich hol mir Frischlinge, Maturanten, Schulabgänger.<br />

Genug! Die haben erstens von der Arbeitswelt keinen Tau, die wissen<br />

nicht, was ihnen finanziell zusteht, oder wie oft sie zum Dienst kommen müssen,<br />

wie das mit der Einteilung ist, wie viele Samstage sie arbeiten dürfen und so weiter<br />

und so weiter. Da muss ich aber sagen, da ist es schon… Da dürft es einmal<br />

was gegeben haben, weil da das Arbeitsgericht schon sehr dahinter ist. Was die<br />

Abrechnung angeht und die Pläne angeht und so weiter. Obwohl, weißt schon, die<br />

Pläne können verschwinden! Dann gibt es halt eine andere Einteilung. Da war es<br />

so, dass wir unter der vorhergehenden Shopmanagerin, wenn du da was gesagt<br />

hast, bist ins Büro zitiert worden und hast eine schriftliche Verwarnung gekriegt.<br />

Schriftliche Verwarnung, das heißt, wenn noch einmal was passiert, bist du weg<br />

vom Fenster. Da war es halt auch so, dass eine Missstimmung aufgekommen ist,<br />

weil sie halt gerade in ihrer schwierigen Phase war, wo sie dann halt auch rausgegangen<br />

ist und mit irgendeinem x-beliebigen geschrieen hat. <strong>Das</strong> hat kein Mensch<br />

notwendig. Keiner. Keiner, kein anderer, auch wenn der in einer höheren Position<br />

ist, hat das Recht, mit einem Menschen so umzugehen. <strong>Das</strong> ist nämlich<br />

Menschenwürde. Und wenn du dann was gesagt hast, das und das ist, oder du hast<br />

nur mit dem Verkehrten geredet und der hat das der Chefin wieder zugetragen,<br />

dann warst schon drinnen: »Du verbreitest negative Gedanken über die Firma. <strong>Das</strong><br />

tut der Firma nicht gut. Einmal noch so was und du bist weg.«<br />

– Ist dir das auch einmal passiert?<br />

Barbara – Nein, mir nicht, aber einer Kollegin. Wir waren ja viele von uns beim<br />

Chef drinnen. <strong>Das</strong> teilt sich ja auf. In Österreich sind zwei Leut zuständig. Eine<br />

ist gesamt, die hat die zwei drunter und eine davon ist für uns zuständig, unser<br />

Chef, unser Oberster sozusagen. Der sollte unser Ansprechpartner sein, aber den<br />

übergeh ich doch glatt. Weißt schon, wenn ich eine Beschwerde hab, zu dem geh<br />

ich ja gar nicht, weil der ist ja sowieso ein Früchtchen. Der tut gerade so… Die<br />

sind ja, die sind ja vom Kopf her und von der Psychologie her sind sie ja nicht<br />

blöd, nicht? Weil jeder hat können freiwillig reingehen und sagen, so quasi unter<br />

vier Augen, sagen, was da jetzt wirklich lauft und so weiter und so fort. Wobei sie<br />

wieder voll profitiert haben davon. Ist ja klar, nichts besser als das. Du bist an der<br />

Quelle und du kannst sagen, wir werden das bessern und so, wir nehmen euch<br />

ernst, ihr seid unsere Kraft. Ohne euch könnten wir den Laden nicht aufmachen,<br />

ich alleine könnte das Geschäft nicht aufmachen. Da wird es dir momentan<br />

[Pause]. <strong>Das</strong> ist wie Honig ums Maul schmieren, das ist super, das lauft so gut in<br />

der Firma, ehrlich.<br />

– Aber es passiert nichts. Es ändert sich nichts?<br />

Barbara – Schon, so nach und nach. Auf der andern Seite aber Spitzelsachen,<br />

wo der andere den einen beobachten muss und berichten muss, wann ist der Pause<br />

gegangen, wann ist er zurückgekommen und solche Sachen.<br />

– Und wie gehst du damit um? Warst schon einmal Spitzel?<br />

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