20.11.2014 Aufrufe

(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

(Hg.) – Das ganz alltägliche Elend - Löcker Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Es gibt so ein Bekenntnis, das immer vorgetragen wird zu Menschenrechten<br />

– Und wie ist aus deiner Sicht die Situation hier in Graz, wie schätzt du sie ein,<br />

von der politischen Konstellation her?<br />

Hilde – Zu diesem Thema sage ich einmal, so zwischen Parteien, Politik,<br />

Behörden, anderen Vereinen sind wir relativ gut etabliert. Ich merke es einfach<br />

so, wenn es so um Menschenrechte, Migration, Asyl geht, sei es von den Medien<br />

oder anderen, dass ZEBRA sehr häufig kontaktiert wird. Es gibt schon eine recht<br />

gefestigte Position darüber. In Graz, also das Klima ist einerseits so positiv,<br />

würde ich sagen, ja. Es gibt einfach eine Reihe von Einrichtungen, die, sage ich<br />

einmal, halbwegs gut miteinander umgehen. Natürlich gibt es Konkurrenz,<br />

aber… und auch Abstimmungen, wo es nicht so gut läuft, oder wo man sich<br />

gegenseitig im Weg steht, aber an sich, denke ich, ist die Vernetzung nicht so<br />

schlecht und das ist nicht so, dass man gegeneinander arbeitet. Es wird einiges<br />

gefördert und es gibt so einiges an Einrichtungen. Trotzdem gibt es nichts, was<br />

jetzt von politischer Seite, wo ein Konzept dahinter erkennbar ist. Also ich denke,<br />

es gibt so ein Bekenntnis, das immer vorgetragen wird zu Menschenrechten und<br />

Graz – Stadt der Menschenrechte – und natürlich, Asyl soll jeder bekommen, der<br />

verfolgt ist und auch Einwanderer sind Menschen, so in die Richtung.<br />

– Auch Menschen.<br />

Hilde – Auch Menschen, genau! Aber es gibt letztendlich von der Politik, und<br />

das betrifft Stadt und auch das Land, so <strong>ganz</strong> Steiermark, es gibt keine Diskussion,<br />

was heißt eben Integration? Was meinen wir mit Integration? Oder was<br />

meint wer mit Integration? Es gibt keine Planung von Integrationsmaßnahmen.<br />

Letztendlich erschöpft sich die Verantwortungsübernahme, dass man halt ein bisschen<br />

Geld an die Vereine verteilt und das ist es. Und es ist wenig an<br />

Innovationen gedacht, also die Projekte werden gerade so bedient, dass sie überleben<br />

können, aber viel mehr ist es nicht. Und da freut man sich, dass die sowieso<br />

brav arbeiten und Beratung und so anbieten aber… [kurze Pause] Es ist in<br />

Wirklichkeit konzeptlos. Ich denke, man müsste einmal die einzelnen Politiker<br />

fragen, was für sie Integration ist und ich glaube, die meisten wissen überhaupt<br />

nicht, was sie damit anfangen sollen oder was sie damit meinen und verstehen.<br />

Also, es gibt da keine öffentliche Diskussion darüber und was mir Angst macht,<br />

ist, dass einfach so bestimmte Themen so ungeheuer zu eskalieren neigen in der<br />

Stadt.<br />

Die Bettlergeschichte ist da so eine Stellvertretergeschichte<br />

– Was zum Beispiel?<br />

Hilde – Na ja, zum Beispiel diese Bettlerdebatte mit den Roma, und ich verstehe<br />

es einfach nicht, warum es so eine politische Bedeutung gewinnen kann, dass<br />

da eine Handvoll Leute, seien sie vierzig oder hundert, im öffentlichen Raum als<br />

Bettler eben vorhanden sind, na. Und was ist dabei? <strong>Das</strong>s das einer Stadt so viel<br />

Unmut und so viel Aggression und so viel Empörung und so viel politische<br />

Feigheit verursacht? <strong>Das</strong> ist mir einfach verdächtig.<br />

219

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!