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Joachim Lottmann Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein ...

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estimmt ganz viele Künstler die eigentlich authentisch arbeiten o<strong>der</strong> die<br />

vielleicht sogar eine Band haben o<strong>der</strong> sehr talentiert sind, die aber<br />

vielleicht keine an<strong>der</strong>e Möglichkeit mehr sehen, als bei einem Casting<br />

mitz<strong>um</strong>achen. Wir waren eine Band in Magdeburg, wir wussten auch nicht<br />

wie das gehen sollte, aber wir waren irgendwann zur richtigen Zeit am<br />

richtigen Ort und haben unseren Produzenten getroffen. Aber diese<br />

Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist ja mehr als gering.<br />

TOM: Ich meine, man kann schon so vorgehen und Tapes an<br />

Plattenfirmen verschicken, aber es nützt eben nichts. Sie gelangen nie an<br />

die richtigen Personen, sie werden abgefangen und nach ein paar Wochen<br />

wahrscheinlich weggeworfen,<br />

SPIEGEL: Die Musikszene in Deutschland ist doch eigentlich recht<br />

lebendig zur Zeit... wir sind Helden, Silbermond, Juli und so weiter. Man<br />

hat das Gefühl es wäre doch eine funktionierende Szene, ein Markt,<br />

Mechanismen die das irgendwie regeln, dass da unten in <strong>der</strong> Mitte und<br />

ganz oben die Leute hinkommen, die das Talent dazu haben. Das hättet<br />

ihr doch auch schaffen können o<strong>der</strong> nicht? Also ohne den großen Zufall<br />

des ‚Entdecktwerdens‘?<br />

Bill:: Viele deutsche Bands haben jetzt wie<strong>der</strong> die Möglichkeit auf sich<br />

aufmerksam zu machen, die Zeit ist günstig, weil das natürlich jetzt<br />

gerade angesagt ist. Ist ja klar, wenn eine Band gut funktioniert, dann<br />

suchen die Plattenfirmen natürlich nach an<strong>der</strong>en Bands, das heißt dann<br />

gibt es für viele wie<strong>der</strong> eine Möglichkeit den richtigen Kontakt zu<br />

knüpfen. Wir spielen seit 6 Jahren zusammen und als wir anfingen, da<br />

hatten wir auch schon die ersten <strong>Auf</strong>tritte in vielen kleinen Clubs. Da<br />

steht aber nicht einfach ein Produzent her<strong>um</strong> o<strong>der</strong> jemand von einer<br />

Schallplattenfirma und sagt:“ Ich will dich haben!“. Das war ein<br />

Glücksfall, dass genau dieser Produzent an diesem Abend da war. Und wir<br />

sind sehr dankbar dafür, dass das passiert ist. Das war mehr als<br />

unwahrscheinlich und wir hätten nie damit gerechnet.<br />

SPIEGEL: Wie wäre das gewesen, wenn ihr nach Berlin gegangen wärt,<br />

etwa ein Jahr später?<br />

Georg: Das wäre schwer gewesen. Wir waren ja alle noch ziemlich jung<br />

und wir fanden es bereits cool, dass unsre Eltern uns in Magdeburg her<strong>um</strong><br />

fuhren, das ist ja auch nicht selbstverständlich.Es ist schon unglaublich<br />

schwer einen ersten <strong>Auf</strong>tritt in Berlin zu bekommen.<br />

Bill:: Ja, ohne Kontakt ist das echt schwer. Es gibt so unfassbar viele<br />

Bands. Allein wenn ich daran denke, mit wie vielen Musikern wir in<br />

Magdeburg aufgetreten sind, die alle nach uns und vor uns spielten, Da<br />

waren auch ganz viele talentierte Leute mit dabei, die Songs schreiben,<br />

die schon jahrelang auftreten, die aber einfach den Kontakt nicht haben.<br />

SPIEGEL: Aber ihr seid doch was beson<strong>der</strong>es...<br />

Tom: Ja vielleicht. Der Produzent wollte ja auch was mit uns machen und<br />

nicht mit den 30 an<strong>der</strong>n Bands die da mit uns aufgetreten sind.<br />

SPIEGEL: Kann es auch sein, dass euer Profil o<strong>der</strong> euer Programm,<br />

dieses Japanhafte eben doch sehr neu und ungewöhnlich ist immer noch<br />

und dass die normale eingefahrene Indiszene damit gar nicht<br />

zurechtgekommen wäre?<br />

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