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Joachim Lottmann Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein ...

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Wi<strong>der</strong>willen den Kopf zur Seite. Ich dachte nun, es habe eine<br />

schlimme Szene gegeben, und Elias sei geflüchtet. Um allein zu<br />

sein, <strong>um</strong> noch mehr Drogen o<strong>der</strong> gar sich das Leben zu nehmen.<br />

Auch Karolyn machte sich Sorgen. Ich hatte sie angesteckt. Beide<br />

begannen wir ihn zu suchen.<br />

Als wir ihn nicht fanden, auch nicht mit dem Fernglas, auch nicht<br />

bei an<strong>der</strong>en, redeten wir über ihn. Wir führten unser erstes<br />

ernsthaftes Gespräch. Sie packte schonungslos alles aus. Er würde<br />

nicht respektieren, dass sie von ihm nicht angefaßt werden wolle.<br />

Er würde sie ständig weiter betatschen. Andauernd stehe er hinter<br />

ihr und drücke schmatzend Küsse auf ihren Rücken. Schon <strong>der</strong><br />

Gedanke daran mache sie rasend. Sie habe keinerlei erotische<br />

Gefühle ihm gegenüber und werde sie auch nie haben. Sie<br />

schüttelte sich wirklich, als sie das sagte.<br />

„Aber heute ist Weihnachten. Ich bitte Dich dar<strong>um</strong>, nur dieses eine<br />

Mal Gnade vor Recht ergehen zu lassen.“<br />

„Was?“<br />

„Laß es heute nicht häßlich werden. Nur heute. Morgen gern, aber<br />

heute nicht. Nur dies eine Mal. Ich BITTE Dich.“<br />

„Ich... äh, was?!“<br />

„Weißt Du, ich kenne Elias seit er auf <strong>der</strong> Welt ist. Ich war bei <strong>der</strong><br />

Geburt dabei. Was er mit Dir hat, hat er hun<strong>der</strong>tmal mit an<strong>der</strong>en<br />

gemacht und erlebt und erlitten. Alles, was ich einmal erleben will,<br />

ist, dass es einmal, wirklich EINMAL, zu etwas kommt, was ich<br />

„Wunscherfüllung“ nennen würde.“<br />

„Häh? Du willst doch nicht... ich bin doch nicht sein<br />

Kin<strong>der</strong>mädchen!“<br />

„Kin<strong>der</strong>mädchen? Wie kommt Du darauf... nein. Ich meine, Du<br />

könntest einfach EINMAL über Deinen Schatten springen. Das hat<br />

noch keine vorher geschafft. Nur für diesen einen Tag. Einmal nett<br />

sein, obwohl Dir nicht danach z<strong>um</strong>ute ist.“<br />

„Ich will aber nicht!“<br />

„Das meine ich doch. Du willst nicht – und tust es doch. Das wäre<br />

einfach das Wun<strong>der</strong> schlechthin. Das Weih<strong>nachts</strong>wun<strong>der</strong>.“<br />

„Ich will das nicht!“<br />

Ich sah, das Balthazar Getty auf uns zuging. Es war ihm nicht<br />

entgangen, dass ich mit <strong>der</strong> Verlobten seines Cousins so lange und<br />

intim geredet hatte. Das gefiel ihm nicht. Die Gettys waren<br />

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