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Joachim Lottmann Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein ...

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Kaug<strong>um</strong>mi-Kids, verglichen mit ihr. Und es heißt z<strong>um</strong> Beispiel über ihre<br />

morbiden Halbweltfotos in <strong>der</strong> 'GQ' (brutales junges Weib wartet schlecht<br />

gelaunt und ziemlich nackt und breitbeinig/langbeinig im Fond eines<br />

Maybach auf die nächste Line), sie wirke wie Zuhälter und Hure in einem.<br />

Falsch! Richtig dagegen: Ariane Sommer ist im Moment die erotischte<br />

Frau in Deutschland. Und: Z<strong>um</strong>indest ihr Lachen ist das eines Mannes.<br />

Deswegen versucht sie, es möglichst selten zu tun. Aber es gelingt ihr<br />

nicht. Es überkommt sie immer wie<strong>der</strong>, von tief unten her rollt es heran,<br />

ist nicht mehr zu unterdrücken, donnert los, und es wackeln die Wände<br />

im ganzen Lokal. Leute drehen sich <strong>um</strong>, Kellner kommen aus dem Tritt,<br />

Media-Agenten werden aufmerksam. Ganz klar: diese Frau will je<strong>der</strong><br />

kennenlernen. Und, nota bene: diese Frau ist <strong>der</strong> Magnet, <strong>um</strong> den weite<br />

Teile des Berliner Nachtlebens sich formieren. Sie hat als PR-Chefin den<br />

Club '90 Grad' zur skandal<strong>um</strong>witterten Muß-Disco gemacht, an die selbst<br />

Edmund Stoiber nicht vorbei kommt, wenn er auf Jungwähler magnetisch<br />

wirken will wie ein charismatisch-jugendlicher Führer. O<strong>der</strong> die Sache mit<br />

<strong>der</strong> Schießerei. Berliner Zeitungsleser rieben sich monatelang die Augen:<br />

waren Puff Daddy und Jennifer Lopez in <strong>der</strong> Stadt, mit Colt und Ballerei?<br />

Ging es so heiß her inzwischen, war man so sehr Metropole geworden?<br />

Im '90 Grad' wohl schon. Und plötzlich wollten alle dieses blonde Model<br />

haben: Harald Schmidt, die Bunte, ntv, die ZEIT, <strong>der</strong> Playboy. Und überall<br />

machte sie mit. Sie schreibt, dreht, mo<strong>der</strong>iert, modelt und so weiter, hat<br />

ihre Kol<strong>um</strong>ne, irgendwo immer ihren Sendeplatz (egal ob bei n-tv o<strong>der</strong><br />

ONYX), bringt jetzt ihr Buch heraus und so weiter. Das wäre alles noch<br />

nichts Beson<strong>der</strong>es. Nein, sie bleibt weiter <strong>der</strong> Star im Nachtleben. Sie<br />

tanzt auf den Tischen, lacht dieses herausplatzende Männerlachen, bringt<br />

in Kuhfell-Hotpants und Over-knee-Stiefeln die Media-Manager <strong>um</strong> den<br />

kleinen Verstand. Keiner kennt so viele Partys, kennt so viele Hip People<br />

wie Ariane. Mit ihrem Adressbuch allein könnte Schrö<strong>der</strong> die nächste Wahl<br />

doch noch gewinnen. Wer ist dieses Mädchen, das alle so mögen? Diese<br />

Kreuzung aus Sharon Stone, Brigitte Nielson und Charlize Theron? Sie ist,<br />

natürlich, eine Verbündete <strong>der</strong> Männer ("Den Barbiepuppen rasierte ich<br />

die Haare ab, spielte lieber mit Autos"), mit dem Körper einer<br />

Männerphantasie, nicht von dieser Welt, zu schön <strong>um</strong> wahr zu sein: groß,<br />

blond, schlank, gut gebaut. Ihr Blick sagt: Laß uns Pferde stehlen gehen,<br />

o<strong>der</strong> noch was Heißeres machen! Die Frauen verharren in ohnmächtiger<br />

Wut. Den Menschenkenner wird nicht verwun<strong>der</strong>n, daß dieses enfant<br />

terrible, das vor Friede Springers Augen Matthias Döpfner den Kopf<br />

verdrehte, vor allem eines ist, of course: intelligent. Mit sechs Jahren<br />

lebte die Tochter eines deutschen Generalkonsuls in Indien, später in<br />

Sierra Leone / Afrika, dann auf Madagaskar. Onkel Theo, damals <strong>der</strong><br />

große ZEIT-mastermind, hielt Verbindung zu ihr. Mit 15 kam sie ins<br />

Internat in den USA und erlebte, wie alle männlichen Mitschüler sie<br />

triezen, pieksen und ärgern wollten. Das Prinzip "Was sich liebt, das neckt<br />

sich" kannte sie nicht aus Afrika. Prompt schlug sie immer zurück, mit<br />

aller Kraft. "Ich habe immer alle Jungen verdroschen. Und ich hatte einen<br />

sehr festen Schlag", lacht sie. Seltsam: die Geschlagenen trugen ihre<br />

blauen Flecken wie Trophäen her<strong>um</strong>, machten weiter. Mit 16 <strong>der</strong> erste<br />

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