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Joachim Lottmann Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein ...

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Wallraff: Im Gegenteil. Als ich vor kurzem in <strong>der</strong> WELT z<strong>um</strong><br />

erstenmal gelobt wurde, ist für mich fast eine (sic!) Welt<br />

zusammengebrochen. Z<strong>um</strong> Glück – das meine ich nicht ironisch –<br />

hat dann zwei Tage später <strong>der</strong> delirierende F.-J. Wagner in <strong>der</strong><br />

BILD Zeitung wie<strong>der</strong> solch einen Hammer gegen mich losgelassen,<br />

dass ich unerhört erleichtert war. Ehrlich! Es gibt Gegner, die will<br />

ich mir nicht nehmen lassen, <strong>um</strong> keinen Preis! Jedenfalls, solange<br />

sich da nichts Grundlegendes geän<strong>der</strong>t hat.<br />

FAS: Aber das Imperi<strong>um</strong> des Bösen hat doch...<br />

Wallraff: Ich nenne es übrigens nicht so. Das sind Menschen. Es<br />

gibt da gute und böse, wie überall.<br />

FAS: Gute Menschen bei BILD?<br />

Wallraff: Theoretisch ja.<br />

FAS: Hans-Herrmann Tiedje z<strong>um</strong> Beispiel?<br />

Wallraff: Ein befreundeter Kollege von mir, <strong>der</strong> psychisch sehr<br />

krank war, wurde von Tiedje einmal ein ganzes Jahr lang bekocht,<br />

betreut, aufgepäppelt – bis er wie<strong>der</strong> laufen konnte. Heute ist er<br />

erfolgreicher als Tiedje selbst.<br />

FAS: Wie wurden Sie selbst wie<strong>der</strong> gesund? Doch nicht durch<br />

Herrn Tiedje?<br />

Wallraff (lacht): Ich hatte Glück. Ich lernte im richtigen Augenblick<br />

den richtigen Menschen kennen.<br />

FAS: Ihre dritte Frau Barbara?<br />

Wallraff: Nein, einen Arzt. Er operierte mich, behandelte mich mit<br />

völlig neuen Methoden. Für mich war es eine Wie<strong>der</strong>geburt.<br />

FAS: Nun, so alt sind Sie ja gar nicht. Ihr jüngstes Kind geht noch<br />

in die Grundschule, Sie sind eher Papa als Opa.<br />

Wallraff: Eines ist seltsam – ich fühle mich jünger als manche<br />

meiner Kin<strong>der</strong>. Da stimmt etwas mit <strong>der</strong> Rolle nicht. Wir haben<br />

schon einen Kin<strong>der</strong>therapeuten eingeschaltet. Da muß man<br />

aufpassen.<br />

FAS: Freuen Sie sich auf die nächsten 20 Jahre? <strong>Auf</strong> den <strong>Auf</strong>stieg<br />

Chinas zur alleinigen Supermacht? <strong>Auf</strong> die Klimakatastrophe? Die<br />

explodierende Gewalt auch in deutschen Vorstädten?<br />

Wallraff: Ich kann mir immer nur höchstens die nächsten zwei<br />

Jahre vorstellen. Ich konnte mir noch vor einem Monat nicht<br />

vorstellen, dass ich meinen 65. erlebe – nun stehe ich kurz davor.<br />

Übrigens machen mir diese Eckdaten immer sehr zu schaffen.<br />

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