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Joachim Lottmann Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein ...

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nach dem Lied: "Lieber Geld in <strong>der</strong> Tasche als ein<br />

Antidiskriminierungsgesetz."<br />

Der Gedanke ist jedoch falsch. Überläßt man den Staat ganz <strong>der</strong><br />

Wirtschaft, kommt es zu Gewinnexplosionen und kurz darauf zu einer<br />

Zerrüttung <strong>der</strong> Wirtschaft. Das Kapital nimmt mit, was geht, und wan<strong>der</strong>t<br />

weiter. 'Die Wirtschaft' ist an <strong>der</strong> Wirtschaft gar nicht interessiert. Man<br />

sieht das überall auf <strong>der</strong> Welt, wo 'die Wirtschaft' den Staat übernahm,<br />

z<strong>um</strong> Beispiel in Argentienien unter Menem. Der Neoliberalismus zerstörte<br />

in drei Jahren die Industrie und die Infrastruktur. Das Staatseigent<strong>um</strong><br />

wurde privatisiert, ausgeschlachtet, und stillgelegt. Von 30.000<br />

Eisenbahnkilometern waren plötzlich nur noch 3.000 übrig.<br />

Hun<strong>der</strong>ttausende Kin<strong>der</strong> starben und sterben an Unterernährung. Das<br />

einmal schwerreiche Schwellen-Land fiel auf den Stand eines afrikanischen<br />

Drittwelt-Problemgebiets ab.<br />

Dieses alles und noch viel mehr wissen natürlich verantwortliche<br />

Journalisten. Dass Burda-Schreiberlinge das NICHT wissen, rettet sie als<br />

Menschen, nicht aber als Demokraten. Deswegen ist es so schlimm, was<br />

mit dem SPIEGEL in letzter Zeit passiert ist. Ich kenne Franziska Augstein<br />

gut genug, <strong>um</strong> zu wissen, daß sie ihre Kritik an dem "geschwätzigen Blatt<br />

unter an<strong>der</strong>en (geschwätzigen Blättern)" politisch meinte und nicht<br />

verlegerisch. Als Zeitschrift ist <strong>der</strong> SPIEGEL, inhaltlich wie formal, im<br />

letzten Jahr sogar besser geworden. Also keinesfalls 'geschwätziger',<br />

son<strong>der</strong>n interessanter und anregen<strong>der</strong>, vor allem das Feuilleton. Hier<br />

kämpfen uralte, fruchtbare Antagonismen, die es immer wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Geschichte <strong>der</strong> Pressefreiheit gab. Während im Politikteil prinzipienlos auf<br />

alles eingeschlagen wird, was ins Parlament gewählt wurde, führt die<br />

Lektüre von exquisit langen Enzensberger-Essays und ähnlichem im<br />

Kulturteil zu neuem Denken und zur Emanzipation im besten Sinne.<br />

Während vorne erst Rotgrün und nun Schwarzrot von beiden Seiten<br />

populistisch angegriffen wird - agieren sie sozialdemokratisch, sind sie die<br />

Pleitegeier, agieren sie neoliberal, sind sie Abkassierer - weitet sich <strong>der</strong><br />

Geist wie<strong>der</strong>, je weiter hinten man in <strong>der</strong> noch immer besten Publikation<br />

<strong>der</strong> Welt blättert. Diesen Luxus gibt es in vergleichbaren Massenmedien<br />

nicht. Da stinkt <strong>der</strong> 'Stern' von beiden Seiten, und <strong>der</strong> ist noch <strong>der</strong> beste...<br />

Es bleibt somit Hoffnung. "WO WAR IHR MANN?" ist immer noch die Frage<br />

des Tages. Und solange wir uns die vom Parlament gewählte Kanzlerin als<br />

alleingelassenes, aufrichtiges Mädchen vorstellen und nicht als wi<strong>der</strong>liche<br />

'Polit-Abzockerin', hat die rechte Propaganda sowieso keine Chance!<br />

33. Köln -Gott führt uns zusammen: Der Papst kütt<br />

Die Mädchen auf dem Weltjugendtag sehen atemberaubend aus. Sie<br />

wirken wie befreit von <strong>der</strong> allgemeinen Pornografisierung. Sie sind unter<br />

das schützende Dach <strong>der</strong> Kirche geflüchtet. Der Papst war übrigens auch<br />

da<br />

Der Kern einer jeden Bewegung (im weltanschaulichen Sinn) ist die<br />

tatsächliche körperliche Bewegung. Keiner bleibt stehen, alle sind IMMER<br />

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