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Joachim Lottmann Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein ...

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11 24 Stunden mit Alexa Hennig von Lange<br />

Kastanienallee, Kastanien, Herbst, Blätter, ein schöner, funkeln<strong>der</strong><br />

Abend, ein goldener Oktober in Berlin – einer von diesen Tagen, an<br />

denen man gerne lebt. Ich warte vor <strong>der</strong> Wohnung von Alexa<br />

Hennig von Lange, <strong>der</strong> grossen deutschen Schriftstellerin, die<br />

gerade auf <strong>der</strong> Frankfurter Buchmesse ihren neuen Roman ´Risiko´<br />

vorgestellt hat. Ein gutes Buch. Holm Friebe und ich haben es uns<br />

gegenseitig vorgelesen auf <strong>der</strong> langen Fahrt nach Kassel zur<br />

Doc<strong>um</strong>enta. Und kontrovers diskutiert natürlich.<br />

Alexa kommt herunter, und wir begrüssen uns herzlich. Eine<br />

schöne Frau.<br />

„Du siehst phantastisch aus“, sagt sie.<br />

„Dir muß ich es ja nicht sagen, es sagen ja schon alle an<strong>der</strong>en“,<br />

sage ich.<br />

Ein geungener Beginn. Doch dann taucht eine bekannte Malerin<br />

von schräg hinten auf, <strong>um</strong>armt mich, stellt sich als meine Freundin<br />

vor. Und es stimmt: ich kenne sie seit über 20 Jahren, wir gingen<br />

zusammen zur Schule, sie erst zwei Klassen über mir, später meine<br />

Banknachbarin.<br />

„Potzblitz, die olle Bartel!“ entfährt es mir im alten<br />

Feuerzangenbowle-Jargon. Zweiein<strong>halb</strong> Jahre Altersunterschied<br />

können sehr viel sein für einen Teenager. Aber wir kommen gleich<br />

wie<strong>der</strong> relativ nett ins Gespräch.<br />

Schließlich steigen wir zu dritt in den Wartburg. Ich erkläre die<br />

Situation:<br />

„Ich mache gerade eine Geschichte für eine renommierte deutsche<br />

Sonntagszeitung mit dem Titel ´24 Stunden mit Alexa Hennig von<br />

Lange´.“<br />

Die Bartel – Vorname Bettina, damals ´Betzi´ gerufen - lacht<br />

häßlich, wie früher, und meint, das klänge wie ´twenty-four hours<br />

in bed with my favourite star´. Ich nicke. Ja, so fühle es sich auch<br />

an. Subjektiv gefühlte Intimität sozusagen.<br />

Judith ist krank, und ich will noch kurz nach ihr sehen. Sie wohnt<br />

nicht weit entfernt. Vor zehn Minuten habe ich erst erfahren, dass<br />

sie krank ist. Sie klang schrecklich am Telefon, als würde sie gleich<br />

sterben. Ich parke den großen Wagen neben dem Haus in <strong>der</strong><br />

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