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Joachim Lottmann Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein ...

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Ich war froh, das Haus des angeblichen Filmproduzenten weit<br />

hinter uns zu lassen. Die Bruchbude in <strong>der</strong> Ungegend war so wenig<br />

die Villa eines Filmproduzenten wie <strong>der</strong> Bewohner selbst ein<br />

Filmproduzent sein konnte. Ich wußte, dass Judith nie wie<strong>der</strong> diese<br />

Hütte betreten würde. Und auch das Kokain wollte ich ihr nun<br />

austreiben, und zwar gnadenlos. Nur den Extremsex durfte sie<br />

behalten, weil ich mir sowieso nichts darunter vorstellen konnte.<br />

Wenn Judith Extremsex betrieb, dann machte meine Zahnbürste<br />

<strong>nachts</strong> heimlich Teak won do. Das konnte ich jedenfalls genauso<br />

behaupten. Es gab für nichts Beweise.<br />

Wir fuhren mit dem zwei Tonnen schweren fabrikneuen<br />

goldfarbenen Bentley Arnage R zurück nach Hollywood, wozu wir<br />

mehr als eine Stunde brauchten. Das Auto war gepanzert, selbst<br />

die Scheiben bestanden aus zentimeterdicken Panzerglas. Das war<br />

nicht unwichtig. Wann immer Gangster in Kapuzenanoraks unser<br />

Auto stoppen und die Scheiben putzen wollten, gaben wir einfach<br />

Gas. Was sollten die armen Kerle tun? Die Kugeln ihrer<br />

Feuerwaffen, auf die sie so stolz waren, wären abgeprallt wie<br />

Wattekügelchen. Manchmal wurde es gefährlich, wenn Elias<br />

stoppen mußte, <strong>um</strong> einen Joint herzustellen. Aber wir hatten Glück<br />

und kamen durch.<br />

Judith sah schrecklich aus, <strong>um</strong> mindestens 15 Jahre gealtert. Und<br />

sie schimpfte weiter wie ein Rohrspatz. Aber eigentlich war sie<br />

erschöpft. Deswegen war ihre Sprache auch so<br />

heruntergekommen. Des<strong>halb</strong> mußten wir nur abwarten, bis sie von<br />

selbst ruhiger wurde und <strong>eins</strong>chlief.<br />

Wir brachten sie in ein neues Haus, in dem wir fortan wohnen<br />

sollten. Elias mit seinem feinen Gespür für Stil und Hierarchien,<br />

hatte beschlossen, dass eine Judith Bröhl nicht im Haus von Eileen<br />

Getty wohnen dürfe. Eileen, die Schwester von Paul Getty III, war<br />

viele hun<strong>der</strong>t Millionen Dollar schwer. Wir wurden nun in einem<br />

Nebenhaus von Andrew Getty untergebracht. Das war ein Sohn<br />

von Marc Getty. Marc Getty, Erfin<strong>der</strong> und Leiter von Getty Images,<br />

inzwischen auch ein Milliardenkonzern, war zwar de facto <strong>der</strong><br />

Clanchef geworden - nach dem Unfall seines älteren Bru<strong>der</strong>s Paul<br />

Getty III – aber hatte zu Andrew kein herzliches Verhältnis. Er<br />

liebte Alexan<strong>der</strong>, seinen jüngeren Sohn, und zwar deswegen, weil<br />

<strong>der</strong> auch viel netter war. Auch ich liebte Alexan<strong>der</strong> viel mehr und<br />

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