14.11.2012 Aufrufe

Joachim Lottmann Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein ...

Joachim Lottmann Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein ...

Joachim Lottmann Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kathrin Passig hat ein Buch über Sadismus geschrieben. Deswegen wird<br />

sie hier portraitiert. Die attraktive 28-jährige ist, obschon lange ein<br />

Paparazzi, nun selbst berühmt geworden o<strong>der</strong> dabei, es zu werden. Man<br />

darf sie beobachten.<br />

Wer sich für Kathrin Passig mehr interessiert als für <strong>Joachim</strong> <strong>Lottmann</strong>,<br />

also alle, überspringe die Passagen, in denen das Wort "Ich" auftaucht und<br />

klicke direkt auf das nächste Wort "Kathrin Passig": Hausmeister Anko<br />

Ankowitsch hat sich bereit erklärt, dieses Wort immer fett zu drucken. Das<br />

macht es uns allen leicht und <strong>der</strong> Autor fühlt sich wohl.<br />

Der Leser, <strong>der</strong> sich trotzdem durch die nun folgenden endlosen Episteln<br />

quält, wird wissen wollen, was all das persönliche Gedröhn mit <strong>der</strong><br />

bekennenden Sadistin hier zu tun haben soll. Aber es ist ja nicht für den<br />

SPIEGEL. Wir werden sehen. Die Freiheit nehm' ich mir.<br />

Angefangen hat alles mit dem berühmten Max-Goldt-Abend, beschrieben<br />

bereits in den 'Hoeflichen Paparazzi' (bisher 188 Zuschriften). Es war <strong>der</strong><br />

Abend, an dem Goldt ein erstes- und letztesmal mit seinem alten Lektor<br />

vom Haffmans Verlag und seinem neuen Lektor von seinem neuen Verlag<br />

zusammensaß und trank. Ich kann mir vorstellen, daß ihm das<br />

unbehaglich war - vielleicht. Da spekuliere ich nur. An seiner Stelle wäre<br />

mir es mir gewesen. Dazu saß ihm gegenüber dieser ungewöhnliche<br />

Mensch, ich also, und das komplizierte die Sache sicher noch.<br />

Goldt ist ein wun<strong>der</strong>voller Mann, und hätten wir mehr davon, wäre<br />

Deutschland zivilisiert. Aber ungewöhnlich ist er nicht. Ich merkte es<br />

daran, daß er mit mir nichts anfangen konnte. Ich kenne nämlich<br />

durchaus das Erlebnis, auf einen gleichgesinnten Fremden zu treffen und<br />

sich von <strong>der</strong> ersten Sekunde an innig zu lieben und zu erkennen. Ich war<br />

nur mitgegangen, weil mein eigener Lektor, in Personalunion halt Max'<br />

alter Haffmanslektor, mich dazu gezwungen hatte. Heiko Arntz. Ich würde<br />

für den alles tun, denn ein Autor ist ja immer ganz verschossen in seinen<br />

Lektor, sonst könnte er gar nicht schreiben. Ich ging also mit und<br />

unterstützte Herrn Arntz bei seinem schweren Gang. Tatsächlich stellte<br />

sich heraus, daß Goldts neuer Lektor (das Wort nun z<strong>um</strong> letztenmal) nicht<br />

ohne war.<br />

Ich konnte Goldt verstehen, daß er rübergemacht hatte auf die an<strong>der</strong>e<br />

Seite.<br />

Bei dem, Alexan<strong>der</strong> Fest hieß <strong>der</strong>, hatte ich nämlich das eben genannte<br />

Gefühl, auf einen gleichgesinnten Fremden zu treffen. Die gesamte<br />

Debatte zwischen Goldt und mir wurde nur von einem verstandem,<br />

diesem Fest nämlich. Jedenfalls politisch. Nun kommen wir auch aus<br />

vergleichbaren Familien. Unsere Ahnen hatten sich schon in Rahels Salon<br />

getroffen. Trotzdem - man verriet Gerd Haffmans nicht, diesen besten<br />

Menschen <strong>der</strong> Zunft. Ich hatte mehr als einmal in tiefster finanzieller Not<br />

seinen Beistand gefunden,. einmal hatte er mir einen hohen vierstelligen<br />

Betrag einfach GESCHENKT, weil er eben an<strong>der</strong>s tickt als ein Buchhalter<br />

von Gruner + Jahr...<br />

Doch zurück z<strong>um</strong> Thema. Das Leben ist vielschichtig. Nicht alle<br />

gleichgesinnten Fremden mögen mich. Viele, die mich gar nicht verstehen,<br />

mögen mich trotzdem. Tragisch aber wird es, wenn Leute, die ich<br />

46

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!