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Joachim Lottmann Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein ...

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Matussek, hat auf meine hemmungslose und objektiv unverschämte<br />

Verehrung mit einer gleichstarken Gegenverehrung reagiert. Ich war<br />

gerade sechs Wochen sein Gast (er leitet das SPIEGEL Büro in Rio de<br />

Janeiro) und nach wie vor besorgt er sich jede Zeile, die ich schreibe. In<br />

<strong>der</strong> mail box fast täglich irgendein heißes Lob von ihm. Was ich mal<br />

mache, wenn ER nicht mehr gut schreibt, weiß ich noch nicht. Aber ich<br />

weiß, was er mit einer Frau wie Kathrin Passig machen würde.<br />

Die schreibt nun allerdings auch hervorragend. Ich könnte glatt ihr Fan<br />

werden. Ich tippe mal, sie würde nicht wie Matussek darauf reagieren.<br />

Aber an<strong>der</strong>s als Goetz und Biller hätte sie die Peitsche schon im Schrank -<br />

sie würde nicht blind und irrational handeln. Das war <strong>der</strong> interessante<br />

Punkt daran. Kathrin Passig und <strong>der</strong> etwas an<strong>der</strong>e Sadismus. Ich will nun,<br />

da ich hier als Paparazzi schreibe und nicht als Autor, nichts über eigene<br />

sexuelle Dinge sagen. Dafür sind Worte nun wirklich nicht da. Das wird<br />

je<strong>der</strong> verstehen, <strong>der</strong> schon einmal glücklich war und nicht allein. Ich will<br />

auch nicht auf die sexuellen "Praktiken" eingehen, die in Kathrins Buch<br />

beschrieben werden. Ich bin Paparazzi und sage Euch, wie Kathrin ist, wie<br />

sie aussieht, wie sie guckt, was sie sagt und was sie anhat! Ob sie ein<br />

burner ist, ob sie sozusagen cool ist, o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> nur so ein Produkt wie<br />

wir selbst, eine schlotternde Maulheldin.<br />

Um an sie heranzukommen, mußte ich mich mit ihrer Busenfreundin<br />

Lacoste befreunden. Die rief mich sowieso andauernd an. Ich mag es,<br />

wenn jemand sich so <strong>um</strong> mich bemüht. Ihre mannigfachen<br />

Kontaktaufnahmeversuche mit mir waren ja im For<strong>um</strong> nachzulesen. Der<br />

Anrufbeantworter quoll über, die Stimme klang nett, und als ich hörte, sie<br />

sei <strong>der</strong> Schlüssel zu Kathrins Herz, griff ich männlich entschlossen wie<br />

selten z<strong>um</strong> Hörer. Minuten später war sie schon in meiner Wohnung.<br />

Das war erstaunlich und in meinen Augen anerkennenswert. Ich weihte sie<br />

sogleich ein. Lacoste nahm mich mit zu einem romantischen Lampion-<br />

Abend am Ufer eines Flusses, <strong>der</strong> seit Jahrhun<strong>der</strong>ten durch die Stadt<br />

Berlin fließt - dort sollte ich Kathrin Passig treffen, an den Auen des<br />

Landwehrkanals. Gesagt, getan. Es saßen dort in stockdunkler Nacht:<br />

Kathrin (direkt neben mir, unsere Knie berührten sich fast) sowie die<br />

beliebten Paparazzi Holm Friebe, Christian Y. Schmidt und Benjamin<br />

Schiffner. Und noch zehn an<strong>der</strong>e, vor allem Herrndörfer, <strong>der</strong> mir gut<br />

gefiel, da er so gebildet war. Herrndörfer, Kathrin, Lacoste und ich<br />

bildeten eine Vierergruppe. Kathrin machte diese spezifischen<br />

semantischen Verrenkungen (sollte man netter ausdrücken, ich zitiere<br />

nur), für die sie im Netz bekannt ist. Man muß wissen: die Netz-User<br />

kennen Kathrin nur durch ihre Mails.<br />

Sie schreibt jedoch auch in den Printmedien, vor allem in <strong>der</strong><br />

"tageszeitung" (taz), wo sie natürlich viel besser ist. Ich möchte sagen:<br />

sie schreibt absolut sauber, die Rhythmen stimmen, es ist perfekt, also<br />

sensationell gut für eine Frau. Thematisch wird es bei ihr eng, also sie<br />

entblödet sich, ausschließlich "Frauenthemen" zu behandeln, wofür sie<br />

sicher nichts kann. Das ist die wahre, die harte, die einzige<br />

Frauendiskriminierung, daß junge Frauen geschlechtsspezifische Inhalte<br />

aufgebr<strong>um</strong>mt bekommen. Das ist, als müßte ein junger Mann, nur <strong>um</strong><br />

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