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Anforderungen an Finanzvermittler – mehr Qualität ... - Evers und Jung

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erechnet Quirin bis zu 1,2% des Depotvolumens oder 20% der realisierten Rendite<br />

(„des echten Netto<strong>an</strong>lageerfolges“).<br />

In der Summe ergibt sich für kleinere Vermögen eine vergleichsweise hohe<br />

Kostenbelastung, der allerdings eine in diesem K<strong>und</strong>ensegment <strong>an</strong>derweitig nicht<br />

verfügbare Leistung entgegensteht (zum Beispiel Multi-Asset-M<strong>an</strong>agement). Zudem sind<br />

die Kosten laut Quirin-Vorst<strong>an</strong>d bei 3% p.a. gedeckelt. Ab ca. 200 TEUR wird rechnerisch<br />

die Schwelle von 2% p.a. unterschritten, was konkurrenzfähig mit den Privatb<strong>an</strong>ken für<br />

Vermögende ab 500 TEUR ist. Eine „echte Vermögensverwaltung“ wird somit für eine<br />

breitere Masse zugänglich. 160<br />

Entscheidend ist die gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>an</strong>dere Anreizstruktur, die das Geschäftsmodell der<br />

B<strong>an</strong>k setzt. 161 Quirin hat kein Interesse dar<strong>an</strong>, dem K<strong>und</strong>en komplexe <strong>und</strong><br />

kostenintensive Produkte zu empfehlen oder auf häufige Umschichtungen oder<br />

Strategiewechsel zu drängen, was stets die Tr<strong>an</strong>saktionskosten maximiert, aber auf der<br />

Ertragsseite zweifelhaft ist. Zum Einsatz kommen bei Quirin typischerweise passive<br />

Anlageinstrumente, z.B. börsengeh<strong>an</strong>delte Indexfonds (ETFs).<br />

Etwa 15% aller Interessenten, die auf Quirin aufmerksam werden, entscheiden sich für<br />

die neue B<strong>an</strong>k. Bisl<strong>an</strong>g sind dies noch keine 2.000 K<strong>und</strong>en, was Kritiker auch auf die<br />

Schwierigkeit zurückführen, trotz eines schl<strong>an</strong>keren Geschäftsmodells die Erwartungen<br />

der <strong>an</strong>spruchsvollen Privatk<strong>und</strong>enklientel <strong>an</strong> Ansprache <strong>und</strong> Außenwirkung zu bieten. 162<br />

Relev<strong>an</strong>z: Mit der Quirin-B<strong>an</strong>k ist ein erster Anbieter auf dem B<strong>an</strong>kenmarkt, der sich vom<br />

klassischen Produktvertrieb gelöst hat <strong>und</strong> ein in Richtung Honorarberatung zielendes<br />

Geschäftsmodell <strong>an</strong>bietet. Wie jedes lineare Honorarmodell rechnet sich dies für kleine<br />

K<strong>und</strong>en nicht so gut wie für größere, ermöglicht aber einer weit größeren Klientel den<br />

Zug<strong>an</strong>g zu <strong>an</strong>reizoptimierter Fin<strong>an</strong>zdienstleistung. Es stellt ein Beispiel für marktindizierte<br />

Innovationen dar, ein tr<strong>an</strong>sparentes aber noch sehr junges Angebot, das den Markt<br />

bereichert <strong>und</strong> dem System Honorarberatung Auftrieb geben k<strong>an</strong>n.<br />

F.2.17<br />

Informationsinstrumente zum Produktvergleich<br />

Seit Juli 2002 sind alle Anbieter von komplexen Fin<strong>an</strong>zdienstleistungen in den<br />

Niederl<strong>an</strong>den verpflichtet, ihren K<strong>und</strong>en zu Beginn des Beratungsprozesses kostenlos<br />

ein Fin<strong>an</strong>cial Information Leaflet zur Verfügung zu stellen. Auf <strong>an</strong>nähernd zehn Seiten<br />

wurden in der Erstfassung (hauptsächlich in Textform) die wesentliche Merkmale <strong>und</strong> die<br />

Vor-<strong>und</strong> Nachteile des Produktes erläutert. Eine Verbraucherbefragung der<br />

niederländischen Fin<strong>an</strong>zaufsicht kam zu dem Ergebnis, dass die Verbraucher diese<br />

Erläuterungen nicht lesen <strong>und</strong> das Merkblatt somit wirkungslos blieb. Seit Oktober 2006<br />

160<br />

Im Jahr 2002 betrug das individuelle Nettovermögen im Durchschnitt 81.000 Euro. Aufgr<strong>und</strong> der sehr ungleichen Verteilung<br />

liegt die Mitte der Vermögensverteilung jedoch nur bei r<strong>und</strong> 15.000 Euro. In der oberen Hälfte der Vermögensverteilung<br />

findet sich eine hohe Zahl von Personen mit hohem Vermögen, z.B. haben die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung ein<br />

Nettovermögen von mindestens 207.000 Euro. Vgl. hierzu: Grabka/Frick, 2007, 667ff.<br />

161<br />

B<strong>an</strong>kgründer Schmidt, der zuvor bereits den Online-Broker Consors gegründet hatte <strong>und</strong> damit den deutschen B<strong>an</strong>kenmarkt<br />

verändern konnte, betont, dass das Geschäftsmodell nicht am grünen Tisch einer Unternehmensberatung entst<strong>an</strong>den ist <strong>und</strong><br />

die Quirin-B<strong>an</strong>k ihre Mitarbeiter m<strong>an</strong>chmal „für die Beratung resozialisieren“ müsse: "Wir sind mit Mut <strong>und</strong> Herzblut gestartet,<br />

weil wir selbst nicht so beraten wollen <strong>und</strong> beraten werden wollen, wie es bei konventionellen B<strong>an</strong>ken geschieht. Wir haben<br />

die Zeit, auszuprobieren, ob der Markt dies honoriert. Entweder wir schaffen es oder keiner."<br />

162<br />

Vgl. „Billigberatung“ von Sven Böll, M<strong>an</strong>ager Magazin, Heft 2-2008.<br />

© <strong>Evers</strong> & <strong>Jung</strong> 2005 <strong>Anforderungen</strong> für Fin<strong>an</strong>zvermittler – <strong>mehr</strong> Qualität, bessere Entscheidungen Seite 105

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