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Anforderungen an Finanzvermittler – mehr Qualität ... - Evers und Jung

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Fin<strong>an</strong>zvermittlung ist einer der prägenden Bereiche des Themas Fin<strong>an</strong>zdienstleistungen.<br />

Letztere weisen eine Reihe von Besonderheiten auf, die sie von <strong>an</strong>deren<br />

Wirtschaftssektoren unterscheiden. Schon die Begrifflichkeiten sind diskussionswürdig.<br />

Zwar wird von Fin<strong>an</strong>z-„Dienstleistung“ gesprochen. Komplexe Dienstleistungen jedoch<br />

zeichnen sich aus durch eine hochgradige Individualität der Ergebnisse <strong>und</strong> einen hohen<br />

Grad <strong>an</strong> Mitwirkung des K<strong>und</strong>en. 15 St<strong>an</strong>dardisieren lassen sich hier eher die Prozesse als<br />

die Ergebnisse im Sinne eines festen Produkts. Dieses Dienstleistungsverständnis ist bei<br />

Fin<strong>an</strong>zdienstleistern im Retailsektor eher selten <strong>an</strong>zutreffen. Sie sind stark dem<br />

Produktdenken verhaftet. Sowohl ihre tatsächliche Tätigkeit als auch die dahinter<br />

liegenden Geschäftsmodelle - <strong>und</strong> letztlich auch das rechtliche Rahmenwerk – ähneln<br />

daher dem H<strong>an</strong>del. Ein H<strong>an</strong>del mit Fin<strong>an</strong>zprodukten ist allerdings wegen derer<br />

spezifischen Eigenschaften kaum vergleichbar mit dem H<strong>an</strong>del <strong>an</strong>derer Güter, selbst<br />

wenn im Zuge des Verkaufsprozesses jeweils eine Beratung erfolgt. Dieses<br />

Strukturproblem sorgt für ein stetiges Gegenein<strong>an</strong>der von Verbraucherschutz, der den<br />

Dienstleistungs- <strong>und</strong> Beratungsaspekt - also die Prozesse - herausstellt <strong>und</strong> hier Qualität<br />

einfordert, <strong>und</strong> der Anbieterseite mit ihrer systembedingten Konzentration auf den<br />

Verkauf von Produkten.<br />

Eine <strong>an</strong>dere Besonderheit liegt darin, dass Fin<strong>an</strong>zdienstleistungen keinen <strong>an</strong>deren<br />

Zweck haben, als<br />

• Konsum <strong>und</strong> Zahlungsfähigkeit dauerhaft sicher zu stellen,<br />

• fin<strong>an</strong>zielle Lebensrisiken abzusichern sowie<br />

• Zukunftsbedarfe – nicht zuletzt im Alter - zu decken.<br />

Prestige- oder Lustgewinn, wie er für Tr<strong>an</strong>saktionen in <strong>an</strong>deren Wirtschaftsbereichen<br />

prägend ist, steht bei Fin<strong>an</strong>zdienstleistungen eher im Hintergr<strong>und</strong>, weshalb das Thema<br />

von weiten Teilen der Bevölkerung als spröde empf<strong>und</strong>en wird. Auf der <strong>an</strong>deren Seite<br />

macht diese Eindimensionalität die Bewertung von Fin<strong>an</strong>zdienstleistungen theoretisch<br />

einfach: Entstehen stabil Vermögen <strong>und</strong> Sicherheit, ist dies positiv. Wenn nicht, d<strong>an</strong>n ist<br />

es letztlich negativ.<br />

Eine besondere Schutzwürdigkeit des Konsumenten wird vor allem daraus abgeleitet, dass<br />

Fin<strong>an</strong>zdienstleistungen (z.B. auf EU-Ebene) als unverzichtbare Infrastruktur moderner<br />

Volkswirtschaften betrachtet werden, ähnlich wie die Wasser- oder Energieversorgung, 16<br />

1. für den Verbraucher nur geringe Tr<strong>an</strong>sparenz besteht hinsichtlich der Inhalte <strong>und</strong> der<br />

Qualität von Fin<strong>an</strong>zprodukten <strong>und</strong> dementsprechend auch hinsichtlich einer qualifizierten<br />

Fin<strong>an</strong>zvermittlung (Principal–Agent– bzw. Moral–Hazard–Problematik) 17 <strong>und</strong><br />

2. Fehlleistungen eine individuelle <strong>und</strong> gesamtwirtschaftliche Ebene haben:<br />

o<br />

o<br />

Zunehmende Privatisierung der Altersvorsorge<br />

Belastung der Sozialsysteme durch nach m<strong>an</strong>gelhafter Altersvorsorge verarmte<br />

Rentner oder durch nach Vermögensschäden insolvente Personen<br />

o Sozialisierung von Milliardenschäden bei B<strong>an</strong>kkrisen wie zuletzt 2007/2008<br />

15<br />

Vgl. Bruhn, 2006, S. 21ff., Corsten/Gössinger, 2007, 21.ff., Haller, 2005, S. 7ff..<br />

16<br />

Vgl. hierzu: http://ec.europa.eu/internal_market/fin<strong>an</strong>ces/docs/white_paper/white_paper_de.pdf.<br />

17<br />

Vgl. Akerlof, 1970, S. 488ff. , Jensen/Meckling, 1976, Richter/Furubotn, 2003, S. 173ff.<br />

© <strong>Evers</strong> & <strong>Jung</strong> 2005 <strong>Anforderungen</strong> für Fin<strong>an</strong>zvermittler – <strong>mehr</strong> Qualität, bessere Entscheidungen Seite 16

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